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Reekers-Renner wollen
Ex-Trainer Kreß ärgern

Absturz eines Erstligisten: Geisterspiel in der Lohrheide

Gütersloh (dh). Seit 16 Jahren rollt der »Starlight Express« durch die eigens für dieses Spektakel errichtete Halle an der Autobahn A 40. »Ich habe mir das Musical erst in der vergangenen Woche wieder angeschaut. Da sind wahre Künstler am Werk«, schwärmt Fritz Grösche. Auch Rob Reekers hat ein kleines Abo auf das Rollschuh-Epos in Bochum: »Ich war schon fünf Mal dort.« Auf dem Weg zur SG Wattenscheid 09 wird der FC Gütersloh 2000 die Halle jedoch links liegen lassen. Der FCG-Express rollt ein paar Kilometer weiter in die Lohrheide. Ob dort allerdings auch Künstler am Werk sein werden?

Wohl eher 22 Akteure aus zwei derzeit verunsicherten Teams. Nach dem Zwischenhoch mit vier Liga-Siegen am Stück blieb der FCG in den jüngsten 180 Minuten ohne eigenen Treffer und baute damit seine zweifelhafte »Bestmarke« aus: In zwölf Oberligapartien trafen die Dalkestädter sechs Mal nicht ins gegnerische Tor. »Ich habe so langsam das Gefühl, dass die Mannschaft unter Druck stehen muss, damit jeder sein wahres Gesicht zeigt«, sieht Fritz Grösche die wieder näher gerückte Abstiegszone sowie das hammerharte Programm der kommenden Wochen (Wattenscheid, Hüls, Bochumer sowie Schalker Amateure) sogar mit Wohlwollen: »Das sind Herausforderungen und wunderbare Aufgaben, bei denen jeder sein Potenzial entfalten kann.«
Von der Entfaltung irgendwelcher Potenzialen ist der Regionalliga-Absteiger aus Wattenscheid derzeit meilenweit entfernt. Elf Zähler beträgt der Rückstand der SG 09 auf Tabellenführer SV Emsdetten, und Neu-Coach Georg Kreß musste seine bei Amtsantritt getätigte Äußerung, der Kader habe die Qualität für die Plätze eins bis drei, bereits revidieren. Georg Kreß? Richtig, jener ehrgeizige junge Mann, der einst beim FCG und später auch beim Wuppertaler SV im Unfrieden ging. »Ich kenne ihn nicht gut. Aber ich bin mir sicher, dass es für einige meiner Spieler ein Extra-Anreiz ist, ihren Ex-Coach ein wenig zu ärgern«, bemerkt Rob Reekers süffisant, dem der Niedergang beim Ex-Bundesligisten natürlich nicht verborgen geblieben ist: »Von der Kulisse her wird das am Sonntag ein Geisterspiel.« Die Trauer darüber hält sich bei ihm in Grenzen. Verständlich: Als Ex-Spieler des VfL Bochum ist die Lohrheide für Reekers eh ein rotes Tuch.
Doch die Probleme des Gegners sollten nicht von den eigenen Sorgen beim FCG ablenken. »Aus den ersten sechs Partien haben wir zwei Punkte geholt, aus den darauf folgenden sechs Spielen 13. Das sagt doch alles, uns fehlen einfach ein paar Punkte vom Saisonbeginn«, ächzt Reekers. Der verkorkste Start ist eben nicht mehr aufzuholen. Personell kann der Niederländer hingegen aus dem Vollen schöpfen, auf den wieder am Mannschaftstraining teilnehmenden Frederik Kollmeier wird Reekers allerdings verzichten: »Seine Achillessehnenbeschwerden sind zwar komplett abgeklungen, aber er hat immer wieder muskuläre Probleme. Das sind klare Warnsignale des Körpers. Wir müssen Geduld mit ihm haben. Denn es s bringt nichts, ihn vorschnell spielen zu lassen.«

Artikel vom 06.11.2004