05.11.2004 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

HdT: »Vergeude keine
Energie, verwende sie«

Beratungszentrum feiert das 75-jährige Jubiläum


Von Burgit Hörttrich
Bernhard Pierel (Foto)
Bielefeld (WB). In den 1920er Jahren wurde bereits heftig darüber gestritten, wie der Jahnplatz architektonisch zu gestalten sei. Etwas so Prosaisches wie der geplante Bau eines neuen Umspannwerkes, Folge des rasanten Wachstums der Stromversorgung, löste die Diskussion aus. Weil Anno dazumal ein einfaches Schalthaus an so exponierter Stelle aus städtebaulichen Gründen nicht passend schien, plante das damalige Städtische Betriebsamt ein repräsentatives Gebäude: das Haus der Technik (HdT). Es wurde vor 75 Jahren, am 23. November 1929, eingeweiht.
Heute steht das Gebäude, über das damals fachlich geurteilt wurde, der »ernste Charakter des nordischen Klinkers« passe am besten zu Bielefeld, unter Denkmalschutz. Im Krieg wurde es zerstört, später aber vorbildgetreu, wenn auch ohne den einst charakteristischen Lichtturm, wieder aufgebaut.
Die Stadtwerke feiern ihr HdT mit einem Tag der offenen Tür morgen, Samstag, 6. November, einer Reihe von Vorträgen und einer Festschrift des Historikers Dr. Hans-Jörg Kühne.
»Vergeude keine Energie, verwende sie«, schrieb zur HdT-Eröffnung ein Bürger ins Gästebuch. Dieser Satz ziehe sich, so Stadtwerke-Geschäftsführer Friedhelm Rieke, »wie ein roter Faden« durch die 75-jährige Geschichte des HdT. Rieke: »Welches Unternehmen setzt sich sonst noch dafür ein, dass seine Produkte wie Gas und Strom sparsam verbraucht werden, und gibt Tipps, wie das zu bewerkstelligen ist?«
Stadtwerke-Geschäftsführer Wolfgang Brinkmann erinnert daran, dass Mitte der 1990er Jahre alle Kosten des Versorgungsunternehmens auf den Prüfstand gestellt worden seien, aber: »Das Haus der Technik stand nie zur Disposition, weil es so wichtig ist für Bielefeld, ja, für die Region.« Nicht zuletzt deshalb könnte er sich durchaus vorstellen, das das HdT »vielleicht eines Tages ÝOWL-HausÜ heißt«. Brinkmann: »Es ist eine Einrichtung für Ostwestfalen-Lippe, und auch unsere Mieter im Haus sollen zu diesem Konzept passen.« Dass Beratung kostenlos ist, sei heute wie in den Gründerjahren eine Selbstverständlichkeit.
Holger Mengedodt, Geschäftsbereichsleiter »Markt und Kunde«, und HdT-Leiter Joachim Krause wissen, dass Ratsuchende von heute oft davon berichten, dass sie schon als Kind im HdT gewesen seien: beim Kinderbackkurs oder mit der Mutter, als die die Vorteile eines Elektroherdes kennen lernte. Dauerbrenner seien nicht zuletzt die Kochkurse gewesen. Das HdT hat »Rezeptklassiker« zusammengestellt: Sie reichen vom Käsestreußelkuchen von 1930 über »magere Gerichte« der Kriegsjahre wie Birnenspeise mit Schwarzbrot (1940) über Kalorienbomben der 1950er Jahre wie Mandel- und Nusstorte oder Eier in pikanter Tunke bis hin zur Mascarponecreme von 2002.

Artikel vom 05.11.2004