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Italienische Küche von
spanischem Schlesier

Robert Tuleda führt seit einem Jahr das »Casa Nostra«

Von Monika Schönfeld
(Text und Fotos)
Schloß Holte-Stukenbrock (WB). »Er muss noch mehr aus sich heraus gehen«, rät Steven Hackford dem Wirt der Pizzeria »Casa Nostra« am Hellweg. Der ehemalige Pächter des Restaurants gehört heute zu den Stammkunden und sieht sich ein bisschen als väterlicher Berater des 24-jährigen Robert Tuleda, der in der Küche und am Tresen steht und auch die Gäste am Tisch bedient.

Robert Tuleda ist in Polen geboren, in Schlesien aufgewachsen, sein Name stammt aus dem Spanischen und seine Passion gilt der italienischen Küche. Nach Schloß Holte-Stukenbrock hat ihn der Zufall verschlagen. Mit Bekannten kam der 24-Jährige vor vier Jahren nach Deutschland, sah sich zuerst in Bayern um, »um mal zu gucken«, und reiste durch ganz Deutschland. Finanziert hat ihn seine Großmutter bis er sich in Harsewinkel an einer Produktvermarktung beteiligte und in Friedrichsdorf wohnte. Ein Bekannter hat ihn dann angerufen und gefragt, ob er nicht Lust habe, Pizza zu backen. Für den leidenschaftlichen Koch, der bereits auf großen Hochzeiten gekocht hatte, aber keine entsprechende Ausbildung hat, war das die große Chance.
»Nach dem ersten Tag habe ich gedacht, ich schaffe das nicht«, erzählt Tuleda, der seit einem Jahr das »Casa Nostra« führt. Anscheinend haben die Stammgäste nur darauf gewartet, dass das Restaurant in Sende wieder öffnet.
Acht Monate lang war das kleine, gemütliche Restaurant geschlossen. Der Engländer Steven Hackford hat es 1993 eröffnet und hat es bis zum Februar 2003 geführt. Ein schwerer Verkehrsunfall machte ihm einen Strich durch sein Berufsleben. Ein langer Krankenhausaufenthalt zwang ihn dazu, das Restaurant zu schließen. Ganz genesen ist Hackford immer noch nicht. Aber er fühlt sich fit genug, seinem jungen Nachfolger unter die Arme zu greifen. »Mein Steuerberater hat mir empfohlen, das Geschäft weiter zu führen«, erzählt er. Als Robert Tuleda, der eine Ausbildung in der Metallverarbeitung gemacht hat, übernommen habe, seien viele Stammkunden zurück gekehrt.
Den Stil des kleinen Restaurants hat Robert Tuleda gelassen. Nach acht Monaten musste natürlich renoviert werden, die Einrichtung hat er aber zum größten Teil übernommen - wie auch die Rezepte der Speisekarte, die Pizzen und Nudeln führt wie auch Fleischgerichte und Salate.
Etwa 40 Plätze - auch auf zwei Sofas - stehen den Gästen zur Verfügung. Becks-Bier und Diebels Alt ist im Ausschank. Den Biergarten hätten dieses Jahr nur die ganz Mutigen genutzt, berichtet Tuleda schmunzelnd. Der Zaun ist nämlich von Wein bewachsen. Und immer, wenn das Wetter mal dazu eingeladen habe, draußen zu sitzen, habe sich ein ganzer Schwarm Wespen um die Getränke auf seinem Tablett gestritten.
»Casa Nostra« ist an sieben Tagen die Woche von 17.30 bis 23 Uhr geöffnet, außerdem donnerstags bis sonntags von 11.30 bis 13.30 Uhr. Am Wochenende und wenn viel los ist, wird Tuleda von einer Bedienung unterstützt. »Wenn viel los ist, kommt Steven«, kann sich der junge Wirt auf die Hilfe seines Vorgängers verlassen.
Vor Weihnachten will Tuleda neue Speisekarten drucken lassen und wechselnde Tageskarte und Saisongerichte anbieten. Und obwohl er selbst gern Pizza ist, ist sein Leibgericht »Zurek«, eine säuerlich-würzige, schlesische Kartoffelsuppe mit Wurst und halbem Ei. »Die isst hier niemand«, ist sich Tuleda sicher.

Artikel vom 05.11.2004