08.11.2004 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Brücke zwischen Nachbarn

Europäische Kulturwoche eröffnet - Lipinksy-Werke in der Sparkasse

Gütersloh (peb). Eine Woche lang steht das Nachbarland Polen im Mittelpunkt der Gütersloher Kulturszene. Mit der Eröffnung der Ausstellung von Werken des Künstlers Sigmund Lipinsky fiel gestern zugleich der Startschuss zur 21. Europäischen Kulturwoche in Gütersloh.

Nach 1992 widmet die Stadt nun ein weiteres Mal Polen eine Europäische Kulturwoche. Nicht ohne Grund ist es der östliche Nachbar der Bundesrepublik, der in diesem Jahr in den Fokus der Kulturszene gerät. Zum einen sei der Beitritt Polens zur Europäischen Union Anlass für die Wahl Polens, zum anderen das 15-jährige Bestehen der Städtepartnerschaft zwischen Gütersloh und Graudenz, wie Bürgermeisterin Maria Unger betonte.
Aus der Partnerstadt stammt auch der Künstler Sigmund Lipinsky (1873 bis 1940), dessen frühe Zeichnungen auf der Galerie der Sparkassen-Hauptstelle zu sehen sind. Das Graudenzer Museum, dessen Direktor Ryzard Boguwolski gestern ebenso an der Eröffnung teilnahm wie der polnische Konsul Jerzy Rasala, hat die Bilder für diese Ausstellung zur Verfügung gestellt - und damit ein weiteres Beispiel für die gelebte Partnerschaft der beiden Städte gegeben. Es seien solche Partnerschaften, die auf menschlicher Ebene das verwirklichen, was die Staaten im Zuge des EU-Beitritts durch einen Vertrag zunächst nur auf dem Papier vereinbart haben, betonte Konsul Rasala. Maria Unger sprach von der »Kultur als bewährte Brücke« zwischen den Polen und den Deutschen.
Jerzy Rasala erinnerte an die vielen Gemeinsamkeiten der Deutschen und der Polen: »Wir sind seit 1000 Jahren Nachbarn«, und es haben viele Bündnisse in der Geschichte beider Länder gegeben, die nicht immer gegeneinander gerichtet waren. Die Liste der Vorteile, die der EU-Beitritt Polens für beide Länder mit sich bringe, sei lang, und die Erweiterung der EU gebe dem Begriff des vereinten Europas erst Sinn.
Sigmund Lipinsky war ein »wahrer Europäer«, blickte Sepp Hiekisch-Picard vom Museum Bochum auf das Leben des Künstlers in seiner Einführung zurück. Geboren in Graudenz, zog Lipinsky mit seiner Familie nach Berlin, wo er studierte, bevor er schließlich nach Italien ging. Dass er in Deutschland angesehen war, zeige zum einen die Mitgliedschaft im deutschen Kunstverein in Rom, zum anderen schuf er im Auftrag der preußischen Familie von Moltke ein Wandgemälde über den Einzug der Franzosen in Lübeck. Skizzen, mit denen Lipinsky das Gemälde vorbereitete, sind auch in der Sparkasse zu sehen.
Weitere Informationen zum Programm der Europäischen Kulturwoch unter www.guetersloh.de.

Artikel vom 08.11.2004