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Der HSG-Backofen bleibt kalt

Wahl bittet zur Wahl: Lieber am Samstag Party oder Sonntag Handball?

Gütersloh (dh). Der erste Ärger ist verraucht, der Jugendwahn wird bei der HSG Gütersloh keinen Einzug finden. »Ich kann die Mannschaft nicht auseinander definieren. Das würde im krassen Widerspruch zu der Tatsache stehen, dass es in der Verbandsliga keine schwachen Teams gibt«, weiß Frank-Michael Wahl, dass auch das Schlusslicht TV Beckum nicht zu besiegen sein wird, wenn der HSG-Coach seine vier Reservisten auf einen Schlag zu Stammspielern macht.

»Ich kann mir keine neuen Spieler backen«, muss der Coach notgedrungen auf die Akteure setzen, die ihn zuletzt so bitter enttäuschten. Mit einer rühmlichen Ausnahme: Björn Rethmeier, mittlerweile vom Kreisläufer zum Rückraumschützen umfunktioniert, geht nicht nur aufgrund seines kämpferischen Einsatzes mit gutem Beispiel voran: »An ihm sollen sich meine vermeintlichen Leistungsträger mal ein Beispiel nehmen.«
Nach dem 24:30-Desaster in Holzhausen ist der Ton beim Training der Gütersloher rauher geworden. Wahl, der ansonsten viel durchlaufen ließ, um den Spielfluss zu fördern, unterbricht nun immer häufiger, wenn ihm etwas nicht passt. »Wer jetzt noch nicht verstanden hat, um was es hier geht, der kann sich in Zukunft woanders umziehen«, zählen für »Potti« ab sofort nur noch Punkte - vor allem vor heimischem Publikum: »Unseren Zuschauern sind wir eine Menge schuldig. Zuletzt sind wir mit unseren Leistungen bei unseren Fans doch bis an die Schmerzgrenze gegangen.«
Noch intensiver die Konter laufen, noch aggressiver in der Abwehr zu Werke gehen. Mit diesen Tugenden soll ab Sonntag eine neue Zeitrechnung bei der HSG beginnen. »Der Druck ist bei nun 6:6 Punkten weg, dahinter kann sich niemand mehr verstecken und über Höhenangst klagen«, fordert Wahl endlich von jedem, seine Leistung zu 100 Prozent in den Dienst der Mannschaft zu stellen. Zudem mahnt der Rekord-Nationalspieler zu mehr Professionalität: »Wenn jemand meint, er müsste am Samstagabend noch auf eine Party gehen: Bitteschön. Aber dann soll er mich vorher anrufen, dann spielen wir am Sonntag eben mit einem Mann weniger.«

Artikel vom 05.11.2004