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Anwärter für einen Lebenswerk-Preis

WB-Serie »Sport ist mein Leben«: Theo Peters ist seit 50 Jahren Mitglied im FC Stukenbrock

Von Mario Lüke (Text und Foto)
Schloß Holte-Stukenbrock (WB). »Sport ist mein Leben« - so heißt die neue Serie im WESTFALEN-BLATT, in der Sportlerinnen und Sportler dieser Stadt vorgestellt werden, die in aktiver oder passiver Funktion Besonderes leisten. Im zweiten Teil geht es um Theo Peters.

Würde in Schloß Holte-Stukenbrock der Preis für ein Lebenswerk vergeben, wäre Theo Peters in jedem Fall unter den Mitbewerbern. Mit seinem unermüdlichen Einsatz in den vergangenen Jahrzehnten hat er den FC Stukenbrock zum größten Verein der Stadt gemacht. Stundenlang könnte man Theo Peters zuhören, wenn er aus seiner sportlichen Vergangenheit erzählt. Von interessanten Anekdoten und für ihn unvergesslichen Ereignissen berichtet er bis ins Detail und erzählt, als spreche er von einem erst gestern geschehenen Erlebnis. Es sind nicht viele, die ein Leben wie der 69-Jährige hatten - mit Eindrücken aus fremden Ländern, Enttäuschungen über nicht gelungene Pläne und schönen Tagen, bei denen ihm fast die Tränen in die Augen schießen, wenn er sich erinnert.
1935 in Stukenbrock geboren, besuchte Theo Peters zunächst die örtliche Volksschule, wechselte dann an die Oberschule Oerlinghausen und absolvierte anschließend ein Jahr an der Höheren Handelsschule in Bielefeld. Später arbeitete er in dem Textil- und Lebensmittelgeschäft seiner Eltern direkt neben der »Tor-Deele«, die damals ebenfalls seinem Vater gehörte. 17 Jahre war Theo Peters bei einem Transportservice beschäftigt. »In dieser Zeit habe ich insgesamt nur zweimal wegen Krankheit gefehlt«, berichtet er - ein Beweis für seine Zielstrebigkeit und sein Engagement.
Das ehemalige Ratsmitglied (1970 bis 1984) schenkt seit nunmehr 50 Jahren dem FCS seine Liebe. »Ich übernehme gerne Verantwortung«, sagt Theo Peters, der bei Antritt seiner Geschäftsführer-Tätigkeit erst 19 »Lenze« zählte. Im Amt des Vorsitzenden war er Vorgänger des heutigen stellvertretenden Bürgermeisters, Hans Schäfer.
Theo Peters gilt unumstritten als der Macher in seinem Verein, der FC Stukenbrock ist sein Lebenswerk. »Ich bin im Klub eher seltener aktiv gewesen. Ich habe zwar mal in der zweiten Fußball-Seniorenmannschaft ausgeholfen, die Schuhe habe ich aber relativ schnell wieder an den Nagel gehängt - und das war auch besser so«, schmunzelt Peters. Hinter den Kulissen hat er sich dafür über Jahzehnte ins Zeug gelegt. Bei allen Abteilungs-Gründungen war er dabei und hat den Bewohnern in der Umgebung mit Tischtennis, Handball oder diversen Breitensportarten neue Möglichkeiten gegeben, auch andere Sportarten als Fußball zu betreiben. In den Planungen der Tennisanlage war er ebenfalls integriert. An der Tatsache, dass der Verein mittlerweile 1 400 Mitglieder in seinen Reihen hat, hat Theo Peters also maßgeblichen Anteil.
Der Sportbegeisterte nennt sich heute »Rentner im Unruhestand«, ist er doch fast täglich in der Geschäftsstelle am Kruskotten anzutreffen und nimmt seiner, wie er sagt, »wertvollen« Kollegin Birgit Kohl eine Menge Arbeit ab. »Es ist schwer, loszulassen«, gibt der 69-Jährige zu, dessen großer Traum es war, aus der Stadt eine Leichtathletik-Hochburg zu machen: »Die Möglichkeiten wären am Hallenbad da gewesen, leider haben wir auf der Zielgeraden der Realisierung aufgeben müssen.«
Frei nach dem Motto »Man soll nichts tun, ohne das andere zu lassen« lebt Theo Peters. Geprägt haben ihn vor allem seine langen Fahrradtouren durch Deutschlands Nachbarländer. »Ich wollte die Welt kennenlernen«, gibt Peters eine einfache Begründung. Von qualvollen Berganstiegen in den Dolomiten bis hin zu Übernachtungen im Heu in der Schweiz - er wird diesen zentralen Lebensabschnitt nicht vergessen.
Der Träger der DFB-Ehrennadel pflegt schon seit Jahren gute Kontakte ins Ausland und organisiert jährlich Fahrten für jugendliche Mitglieder des FC Stukenbrock. In den 80er- und 90er-Jahren war der vielseitige 69-Jährige Schöffe im Landgericht Bielefeld und an allen 196 Verhandlungstagen beim Kreditunterschlagungs-Prozess der Firma »Balsam« anwesend.
Wenn man Theo Peters nach einem Lebensmotto fragt, fallen ihm gleich mehrere ein, wie »Mensch sein unter Menschen« - so wollte er einen Roman, den er angefangen hatte zu schreiben, nennen - oder »Wer schaffen will, muss fröhlich sein«. Vielleicht dachte Theo aber auch schon früh an »Carpe diem - Nutze den Tag«, nachdem er 1943 ein schweres Zugunglück bei Bad Hersfeld völlig unverletzt überlebt hatte, und hat sich nicht zuletzt deswegen in etlichen Bereichen seines Lebens engagiert.
Mit »Wille ist Charakter in Aktion« bringt es Theo Peters, der an ein völliges Scheiden aus seinen Positionen noch lange nicht denkt, auf den Punkt: sich durch Ehrenämter und Engagement vielleicht selbst ein erfülltes Leben zu gönnen.

Artikel vom 05.11.2004