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»Durchaus Chancen
für Dürkopp Adler«

Dr. Alfred Zubler zum Verkauf nach China


Bielefeld (mm). In der Übernahme des traditionsreichen Bielefelder Nähmaschinen-Herstellers Dürkopp Adler durch die chinesische ShangGong-Gruppe sieht der langjährige Vorstandsvorsitzende der Kochs Adler AG, Dr. Alfred Zubler, nicht nur Risiken, sondern durchaus Chancen. Voraussetzung sei allerdings, dass die Chinesen den Standort und die 140 Jahre alten Namen Adler und Dürkopp erhielten und für die Fortführung einer Kernkompetenz ebenso nutzten wie für den Vertrieb mit zwei weltbekannten Markennahmen.
Die Nachricht vom Verkauf sei für viele Menschen sicher zunächst schockierend gewesen, sagte Zubler, der 23 Jahr als mit großem Erfolg als Chef an der Spitze von Kochs Adler gestanden hat. Zwar seien auf chinesischer Seite bisher keine zukunftsweisende Konzepte erkennbar, »ein strategischer Investor, der Märkte, Produktionserfahrung und Finanzpotential mitbringt, ist aber allemal besser als ein Finanzinvestor, der vom Produkt, den Märkten und der Mentalität der Branche wenig Ahnung hat.«
Durchaus kritisch bewertet Zubler die Geschäftspolitik der FAG Kugelfischer, seit 1987 Hauptaktionär von Dürkopp Adler: »Wenn in elf Jahren zwölf Vorstandsmitglieder ihren Hut nehmen müssen, schafft das weder bei den Mitarbeitern noch bei den Kunden Vertrauen.« Er selbst habe in den 23 Jahren an der Spitze von Kochs Adler trotz aller Krisen nicht ein einziges Mal rote Zahlen schreiben müsse. Der rapide Abwärtstrend bei Dürkopp Adler im vorigen Jahrzehnt und die miserable Ertragslage sei »absolut inakzeptabel und keineswegs notwendig« gewesen. Zubler erinnert daran, dass Ende der 60er Jahre die Haushaltnähmaschinen-Fertigung völlig von Europa nach Ostasien verlagert worden sei. Darauf habe man erfolgreich mit neuen Strategien reagiert: »Der Börsenwert von Kochs Adler hat sich in meiner Zeit versiebenundzwanzigfacht.«
Obwohl im Zuge der Globalisierung die Produktionsprozesse zunehmend in Billiglohnländer verlagert worden seien, blieben einem ideenreichen Management genügend Bereiche, um erfolgreich arbeiten zu können - gegebenenfalls mit einer gemischten Standortausnutzung. Zubler: »Ich wünsche mir, dass es der ShangGong-Gruppe gelingt, mit einer klar definierten Unternehmenspolitik das Vertrauen der Kunden zu gewinnen und dauerhaft zu festigen.«

Artikel vom 05.11.2004