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»Ich habe eine unheimliche
Lust, neugierig zu sein«

Klaus Stegmann stellt in Volksbank Sennestadt aus

Von Paul Siegfried Schulz
(Text und Fotos)
Sennestadt (WB). Seine Bilder zeichnen sich durch kräftige Farben und eine klare Linienführung aus, reduziert auf das Wesentliche. Die Motive findet ihr Maler »von der Senne bis zur Südsee«. Die Rede ist - »natürlich« ist man geneigt zu sagen - von Klaus Stegmann, jenem Brackweder Künstler, dem Bali zu einem zweiten Zuhause wurde und der gerade erst jüngst von einem Aufenthalt auf dieser Südseeinsel nach Brackwede zurückkehrte.

Auch, um am Dienstagabend dabei zu sein, als in der Sennestädter Volksbank am Ehrenberg-Platz eine Ausstellung unter dem Titel »Von der Senne bis zu Südsee« mit 34 seiner Bilder eröffnet wurde. Die erste Ausstellung im Rahmen einer neuen Reihe, die die Volksbank Brackwede »Kunstforum« nennt und die immer in den Räumen ihrer Sennestädter Filiale stattfinden wird. »Weil die großzügige Räumlichkeit dies gestattet und es genügend Parkplätze für die Besucher im Umfeld der Bank gibt«, begründete der Vorstandsvorsitzende Reinhard Eikel diese Standortentscheidung für Sennestadt.
Dass dieses Kunstforum mit Klaus Stegmann startet, kann als Glücksgriff bezeichnet werden. Nicht nur, weil seine Bilder - um es einfach zu sagen - schön sind und überwiegend eine positive Stimmung verbreiten, sondern auch, weil dieser Mann ein Erlebnis für sich ist. Mit einer hochinteressanten Vita.
1940 in der Lüneburger Heide geboren, lebt er seit 1957 in Bielefeld, wurde hier zu einem überzeugten »Braakweder«, wie er selbst das A im Ortsnamen lang betont. Nach einer nach einem Jahr abgebrochenen Werkzeugmacherlehre erlernte er den Beruf des Gärtners. »Mit Begeisterung«, wie er erklärt. Landschaftsarchitekt habe er werden wollen, sagt der 65-Jährige während der Vernissage beim Interview mit Frank Becker, dem Moderator des »Brackweder Funkjournals«. Doch dann winkte die Begabtensonderprüfung, die ein Lehramtsstudium an einer Pädagogischen Hochschule zuließ. Aus dem begeisterten Gärtner wurde ein ebenso begeisterter Pädagoge, dessen schulische Laufbahn dann an der Sennestädter Reichwein-Schule begann.
Nach etwa sechs Jahren wollte Stegmann ins Ausland, bewarb sich für eine Lehrerstelle in Peru - um dann Konrektor an der Queller Grundschule zu werden, deren Leitung er später bis zu seiner Pensionierung für lange Jahre inne hatte. Daneben studierte er Kunst und begann »nebenbei« zu malen, seine Schulleiterfunktion aber niemals vernachlässigend, wie er energisch betont.
Und Stegmann entdeckte den pazifischen Raum, die polynesische Inselwelt und vor allem Bali. Hier fand er sein zweites Zuhause mit Wohnung und Atelier. Er sei glücklich, von sich sagen zu können, zwei Zuhause zu haben - eines in Brackwede und das andere auf Bali.
Diese Liebe zu Bali, zur Südsee, prägte nachhaltig seinen künstlerischen Werdegang. Hier erhält seine Malerei mit dem intensiven Farbspiel und expressionistischer Ausdruckskraft neue Impulse. Dennoch beschränken sich seine Bilder, die »alle meine Kinder sind und auch immer bleiben werden«, nicht nur auf die Südsee. Da gehört der ostwestfälische Kotten ebenso dazu wie Motive aus Dänemark, von der griechischen Insel Santorin oder der Provence, um einige zu nennen. Jedes Bild drücke seine ganz persönlichen Gefühle aus, Auftragsarbeiten gebe es nicht, sagt er weiter. Und gesteht: »Jede Trennung von einem Bild fällt mir schwer, weil es eben ein Kind von mir ist.«
Und seine Motive finde er, weil er neugierig sei und »Freude am Sehen« habe. »Ich bin immer unterwegs, um zu sehen«, sagt er. »Ich habe eine unheimliche Lust, neugierig zu sein.« Diese Lust ist es, die zu dieser wirklich sehenswerten und spannenden Ausstellung führt, die noch bis zum 19. November in der Volksbank-Filiale während der Geschäftszeiten zu sehen ist. Ein Besuch lohnt sich allemal.

Artikel vom 04.11.2004