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Gütersloher bauen Theater

Schröder GmbH erstellt Rohbau für Bielefelder Stadttheater

Von Stephan Rechlin
(Text und Fotos)
Gütersloh/Bielefeld (WB). Das Isselhorster Bauunternehmen Wilhelm Schröder GmbH & Co. KG baut trotzdem ein Theater. Nicht in Gütersloh - hier hat ein Bürgerbegehren einen Theaterneubau verhindert. Doch die Nachbarn aus Bielefeld gehen das Projekt an, sie lassen ihr Stadttheater für gut 22 Millionen Euro um und neu bauen.

Dem Gütersloher Familienunternehmen ist es geglückt, die Aufträge zum Abbruch, Rohbau und zur Entwässerung an Land zu ziehen. Kein Auftrag wie jeder andere - das macht schon der Blick in die Großbaustelle am Bielefelder Niederwall deutlich.
Geschäftsführer Oliver Schröder und sein Bauleiter Georg Loba stehen auf der Bühne. Das Stück, das derzeit gegeben wird, muss in der Nachkriegszeit spielen. Aus dem Theater, das sonst eher klein und gedrungen wirkt, ist eine mächtige Trümmerlandschaft geworden. Irgendwie hat es eine Granate geschafft, nur den Innenraum auszusprengen, ohne die Fassade zu beschädigen. Staub schwirrt in der Luft. Auf der Bühne steht ein kleiner, gelber Bagger. Der Technik-Turm ist leer - die Schnürböden sind rausgerissen, Vorhänge, Seile und die gesamte Hebetechnik wurden inzwischen entsorgt. »Das ist eine gespenstische Kulisse«, ist sogar der Bauunternehmer beeindruckt.
Dabei ist es erst der Anfang. In wenigen Wochen wird ein Abräumbagger die verbliebenen Sitzreihen aus den Wänden reißen. Drinnen wird alles neu gestaltet. Die Farbe der neuen Stühle, die Hydraulik der neuen, schwenkbaren Bühne, der ebenfalls hydraulische Orchestergraben - viele Konstruktionsdetails erinnern an den Entwurf des Hamburger Architekten Jörg Friedrich für den Gütersloher Theaterneubau. »Keine Frage: wenn dieses Theater erst einmal renoviert ist, werden viele Gütersloher nach Bielefeld pilgern, um sich das einmal anzusehen«, ist Schröder überzeugt.
Bauleiter Georg Loba empfindet keine Wehmut, er steht vor einer gigantischen Herausforderung. Um einen neuen, 800-Millimeter-Stahlträger am Bühnenrand zu installieren, muss der etwa 20 Meter hohe Turm des Theaters abgestützt werden. Herkömmliche Schwerlast-Stützen oder die wuchtigen Dokatürme versagen angesichts der enormen Last, die auf dem Gebäude liegt. »Allein für die Hilfskonstruktion, die den Turm abfangen soll, benötigen wir zehn Tonnen Stahl«, sagt Loba. All das wiederholt sich bei der Installation eines Fachwerkträgers zwischen Bühnenöffnung und Zuschauerraum.
Kräne, Abräumbagger, Hebebühnen - das gesamte Werkzeug muss mühselig durch Fenster und Türen gehievt werden. »Wir können das Dach nicht einfach öffnen. Das Gebäude steht schließlich unter Denkmalschutz«, sagt Loba.

Artikel vom 05.11.2004