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»Man will sich
jetzt das
Etikett sichern«

CDU zur Nationalpark-Diskussion

Von Matthias Kleemann
Schloß Holte-Stukenbrock (WB). Von der Dynamik, die jetzt in die Diskussion über den Nationalpark Senne gekommen ist, sei er überrascht, sagte gestern im Gespräch mit dem WESTFALEN-BLATT Bürgermeister Hubert Erichlandwehr. Die Meldungen haben in den letzten Tagen zugenommen. Selbst der OWL-Bezirksvorsitzende der CDU und Europa-Abgeordnete Elmar Brok sprach sich vor einigen Tagen für die Schaffung eines Nationalparks aus. Brok stammt bekanntlich aus Schloß Holte-Stukenbrock.

Sowohl Brok, als auch der lippische CDU-Kreisvorsitzende Cajus Caesar wiesen aber auch darauf hin, dass die Anrainer-Gemeinden in den Meinungsbildungsprozess einbezogen werden müssten. Davon habe er aber noch nichts gespürt, sagte Erichlandwehr dem WESTFALEN-BLATT. So werde im Düsseldorfer Landtag am 10. oder 11. November über einen Antrag zur Ermöglichung des Nationalparks beraten. Doch die Meinungen der Kommunen seien noch nicht eingeholt worden.
War man bis jetzt davon ausgegangen, dass Truppenübungsplatz und Nationalpark in einem sowieso nicht gehen, so sind die Karten neu gemischt, seit aus England die Kunde gedrungen ist, dass es dort Nationalparks gibt, auf deren Gebiet sich auch Truppenübungsplätze befinden.
Doch was die Briten in ihrem eigenen Land umsetzen, müssen sie noch lange nicht in Deutschland mitmachen, meint Erichlandwehr. Sein Eindruck, auch aus persönlichen Gesprächen mit britischen Offizieren, sei, dass die Briten sich in der Vergangenheit häufig nicht wirklich ernst genommen gefühlt hätten.
Erichlandwehr betont, dass er von Grundsatz her noch nie etwas gegen die Nationalpark-Idee gehabt habe. Trotzdem macht aus seiner Sicht die parallele militärische Nutzung, insbesondere durch das britische Militär nicht viel Sinn. Denn das touristische Potenzial eines Nationalparks könne nur ausgespielt werden, wenn er auch in einem gewissen Rahmen zugänglich sei. Doch angesichts der vielen Sperrzeiten könne davon in der Senne keine Rede sein. Ein wirklicher touristischer Nutzen entstehe erst nach dem Abzug der Briten. Doch selbst dann sei der wirtschaftliche Nutzen sicher nicht so hoch wie jetzt der durch die Anwesenheit der Briten.
»Ich vermute, dass die Politik jetzt das Etikett »Nationalpark« sichern will«, meint Erichlandwehr.
Skepsis gegenüber der Diskussion herrscht auch in der hiesigen CDU-Fraktion. Weder Fraktionsvorsitzender Jürgen Gärtner noch Stadtentwicklungsausschuss-Vorsitzender Hans Schäfer glauben an eine Festschreibung des Nationalparks vor einem Abzug des britischen Militärs, auch wenn sie der Idee an sich positiv gegenüberstehen. »Alles, was die Region fördert, ist in Ordnung«, so Schäfer. Gärtner sieht das Thema derzeit nicht auf der Tagesordnung. Prinzipiell dürfe der Naturschutz den Menschen aber nicht ausschließen.
Manfred Jürgenliemke meint, man dürfe das Thema nicht isoliert vom Großschutzprojekt Senne und von der FFH-Diskussion betrachten, zumal nach seinen Erkenntnissen auch die Landesregierung das nicht tut. Eigentlich hätten die Politiker vor Ort jetzt einen Hebel. »Ich könnte dem Nationalpark zustimmen, wenn Düsseldorf dafür die strittigen FFH-Meldungen zurücknimmt«, sagte er gestern dem WESTFALEN-BLATT. Der Umweltministerin Bärbel Höhn sei dringend zu raten, mit den Gemeinden zu sprechen. Nach neuesten Gerichtsurteilen liege der Umgang mit solchen strittigen Meldungen im Ermessensspielraum der Landesregierung. Man könne sich dort also nicht auf die EU hinausreden.
Militärische Nutzung und Nationalpark hält Jürgenliemke grundsätzlich für vereinbar. Den Militärs sei es bereits jetzt zu verdanken, dass es in der Senne so viele schützenswerte Tier- und Pflanzenarten gibt. »Wenn man das hinkriegt, haben wir etwas, worauf wir alle stolz sein können.«

Artikel vom 05.11.2004