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Eltern auf Zeit
sollen Kindern
Chance geben

Ziel: weniger Heimunterbringung

Bielefeld (bp). Oberstes Ziel der öffentlichen Jugendhilfe in Bielefeld sei es, Kindern, die zeitweise nicht bei den leiblichen Eltern leben können, eine Rückkehr möglich zu machen, sagt Sozialdezernent Tim Kähler. Zwei neue Module, die der Pflegekinderdienst entwickelt habe, sollen verhindern, dass Kinder, die aus so genannten schwierigen Verhältnissen stammen, nicht stationär untergebracht werden müssen.

Neben Modulen wie der Dauerpflege, der Tagespflege, der Adoption sollen »Eltern auf Zeit« Kindern und Familien eine neue Chance eröffnen. Kinder sollen für eine begrenzte Zeit - zwischen sechs und 18 Monaten - in einer Familie leben können, dabei solle der Kontakt zur leiblichen Familie aber aufrecht erhalten werden. Während dieser Zeit werde die von Laar-Stiftung, die als freier Träger gewonnen worden konnte, mit den so genannten Herkunftsfamilien arbeiten und sie stabilisieren. »Sozialpädagogische Tagespflege« heißt das zweite neue Modul. Georg Epp, Leiter des Dienstleistungszentrums Jugend, Soziales, Wohnen und sein Mitarbeiter Armin Förster sehen darin den Ausbau der Tagesbetreuung, die in erster Linie der Versorgung von Kindern diene, deren Eltern berufstätig ind. Die sozialpädagogische Tagespflege sei eine Hilfe zur Erziehung. Die Kinder können täglich bis zu sechs Stunden in einer Tagespflegefamilie betreut und gefördert werden.
Zur Zeit leben in Bielefeld 300 Kinder im Heim, 300 werden in Dauerpflege betreut. Ziel beider Module sei es, dieses Verhältnis von 50:50 - noch vor einiger Zeit lag es bei 60 (Heim): 40 (Dauerpflege) - noch weiter zu verbessern: weg von der stationären Unterbringung.
Die Stadt sucht Elternpaare, die Tagespflege-Kinder betreuen möchten oder sich vorstellen könnten, »Eltern auf Zeit« zu sein. Voraussetzung seien erzieherische Kompetenz, Belastbarkeit, Aufgeschlossenheit auch gegenüber anderen als den eigenen Erziehungsnormen und Bereitschaft zur offenen Zusammenarbeit mit der Stadt. Umsonst müssen die Eltern nicht tätig sein: Bei der sozialpädagogischen Tagespflege liegt der Stundensatz bei vier Euro pro Kind; »Eltern auf Zeit« bekommen für die Erziehung 427 Euro pro Monat und Kind und für die materielle Versorgung 411 Euro. Für Kähler ist klar: »Dazu gehört viel Engagement - das ist fast schon eine halb ehrenamtliche Tätigkeit.« Wer Interesse hat, kann sich melden im Dienstleistungszentrum/Jugendamt bei Armin Förster, Tel. 05 21 / 51-26 26.

Artikel vom 04.11.2004