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Eine Stimme aus Gütersloh

Hays Steilberg wählt den amerikanischen Präsidenten mit

Von Stephan Rechlin
Gütersloh (WB). Hays Steilberg hat schon gewählt. Der amerikanische Mitarbeiter aus der Personalabteilung der Bertelsmann AG gab seine Stimme zur Präsidentenwahl per Brief ab. Er hat eine klare Meinung, doch empfindet es nicht als Katastrophe, sollte sein Favorit heute nicht gewählt werden.

Über das amerikanische Konsulat in Düsseldorf musste sich Steilberg für die Wahl registrieren lassen. »Es wäre auch möglich gewesen, online zu wählen. Doch die Briefwahl ist das einfachste Verfahren«, sagt Steilberg in akzentfreiem Deutsch. Stärker als andere Wahlkämpfe habe das Duell Bush gegen Kerry den Alltag in der Familie, im Freundeskreis und am Arbeitsplatz geprägt. »Man merkte, dass es um eine auch für die Welt wichtige Entscheidung geht«, sagt Steilberg. Zwischen New York und Gütersloh erlebte Steilberg diesen Wahlkampf auf beiden Seiten des Atlantiks mit.
Seine Familie sei schon immer politisch aktiv gewesen - mal für die demokratische, mal für die republikanische Partei. »Auch für einige eher konservative Menschen aus meiner Bekanntschaft ist es eine schwierige Wahl. Sie haben sowohl Schwierigkeiten mit der Person von George Bush junior als auch mit der John Kerrys«, berichtet Steilberg. Das Thema Irak-Krieg habe die Gespräche sowohl mit amerikanischen Freunden als auch mit deutschen Arbeitskollegen dominiert - in den USA spielten darüber hinaus innenpolitische Themen wie der dortige Arbeitsmarkt und die Reform des Rentensystems eine Rolle.
Die Neigung zu John Kerry sei in Deutschland stets spürbar gewesen. In der Presse sowieso, aber auch unter Arbeitskollegen. Doch niemals sei er wegen seiner Meinung provoziert oder bedrängt worden. Mit Blick auf die starke Polarisation zwischen den politischen Lagern sagt er voraus: »Welcher Kandidat auch künftiger Präsident werden mag, er wird nach der Amtseinführung eine hohe Hürde überwinden müssen, um sich einen Vertrauens-Vorschuss bei der Mehrheit der Bevölkerung zu erarbeiten.«

Artikel vom 03.11.2004