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In Riesenschritten neue
Märkte erschließen

Wittich: Dienstleister rund um Auto- und Fahrradteile

Von Michael Diekmann und Bernhard Pierel (Foto)
Bielefeld (WB). Der alteingesessene Handwerksbetrieb, der Metallbauer, der weltweit exportiert, das exklusive Fachgeschäft in der City: Der Mittelstand ist das Rückgrat der Wirtschaft und Garant für die Zukunft. Das WESTFALEN-BLATT stellt in einer Serie erfolgreiche Mittelständler vor. Heute: Wittich Auto- und Zweiradteile GmbH.

»Früher war es nicht besonders chic, im Mittelstand zu arbeiten«, betont Matthias Wittich, um gleich zu ergänzen: »Heute ist Mittelstand wieder modern. Wir können eben unsere Zentrale nicht mal eben nach Polen verlegen, sind dem Standort und den Mitarbeitern über viele Jahre verbunden.« Wer sich mit Matthias Wittich zum Gespräch trifft, spürt schnell Energie und Aufbruchstimmung, aber auch Teamgeist und Engagement im Familienbetrieb mit 144 Mitarbeitern, den der Junior in der inzwischen dritten Generation führt und der sich in mehr als 80 Jahren mit Auto- und Zweiradteilen, Stationärmotoren und Wälzlager zur festen Größe in der Region entwickelt hat.
Dabei ist Matthias Wittich, der in die Fußstapfen von Großvater Fritz und Vater Wolfgang Wittich getreten ist, auf vielen Gebieten gleichsam erfolgreich. Der Opa hat Bielefeld aufgebaut, der Vater das Filialnetz konstruiert und der Enkel neben der Endverbraucherschiene des einstigen reinen Großhandels das Comeback des Fahrrades eingeleitet, erzählt der Junior, der eben auch an der Konzeption eines Marketingpreises für die Fahrradbranche entscheidend beteiligt war. Als Importeur von Norco-Rädern und der Marke Ideal sowie mit der Eigenmarke Tornado gehört Wittich heute zu den großen Radanbietern im Lande. Und die Zweiradmesse IFMA ebenso zum festen Reiseziel wie die Automechanika.
Dort konnte Matthias Wittich eben erst die Auszeichnung »Fachmarkt des Jahres« einfahren, als Belohnung für sein Konzept, mit dem er 2004 in Detmold unter dem Namen Witzler gestartet ist. In 800 Quadratmetern Verkaufsfläche und Werkstatt mit sechs Montageplätzen arbeiten zehn Fachkräfte, die Stellen wurden neu geschaffen. Das Angebot des Vollsortimenters mit Einbaumöglichkeit spieltregional eine wichtige Rolle, unterstreicht Matthias Wittich.
Begonnen hatte bei Wittich alles in der Walter-Rathenau-Straße. Fritz Wittich hatte hier den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt und in der Zeit, als das Fahrrad wesentliches Fortbewegungsmittel war, ein Auslieferungslager für Fichtel & Sachs eröffnet. Man lieferte Fahrradnaben, Ketten und stationäre Motoren, wuchs aber schnell auch im Automarkt. Nach dem zweiten Weltkrieg erfolgte die Expansion in Riesenschritten. Heute betreibt das Unternehmen acht Niederlassungen, hat den Handel mit Autoteilen als stärksten Bereich, aber auch die Sparten mit Herkules-, Sachs- und Peugeot-Vertrieb sowie in der Filiale Frechen bei Köln den Verkauf von Rasenmähermotoren. Der Kundenkreis spannt sich von Speditionen und Autohäusern sowie freien Werkstätten bis zu Groß- und Fachhändlern.
Seit 1994 ist Matthias Wittich als dritte Generation in der Geschäftsführung, seit 1998arbeitet das Unternehmen in den neuen Räumen an der Eckendorfer Straße. Der modernen Fassade entspricht die höchst effektive technische Ausstattung: Alle Betriebe sind per Computer vernetzt, dazu werden die Kunden online eingebunden und können direkt bestellen, was per Lkw im Nachtsprung geliefert wird. Immer am Ball sind aber auch die Mitarbeiter, die Matthias Wittich mittels Infobrief über alle wichtigen Dinge im Unternehmen auf dem Laufenden hält. Wittich: »Transparenz ist ganz wichtig, macht Entscheidungen nachvollziehbar.« Dass der Integrationsgrad in der Firma sehr hoch ist, rechtfertigt nach Einschätzung des Chefs allemal den Begriff des Familienunternehmens. In vielen Büros brennt auch nach 17 Uhr noch Licht, wird konsequent weiter gearbeitet, wenn auch freiwillig. Persönliche Freiheit, die sich auch in der flexiblen Einteilung dokumentiert. Wittich: »Und am Ende stimmt immer die Leistung.«
Die enge Verbundenheit mit der Führungsmannschaft, mit seinen Abteilungsleitern in den jeweiligen eigenständig arbeitenden Ressorts ermöglicht es dem Chef selbst, sich in wichtigen mittelständischen Kooperationen wie Coparts zu engagieren. Wittich ist hier Gesellschafter einer Gemeinschaft, die sich insbesondere um klein- und mittelständische markenunabhängige Reparaturbetriebe kümmert und damit selbst eine wesentliche wirtschaftliche Plattform für die Branche bietet. Sportlich gesehen sieht sich Matthias Wittich als Libero und Spielmacher: »Das optimal funktionierende Unternehmen ermöglicht es mir, sich Gedanken über die konzeptionelle Zukunft der mittelständischen Branche zu machen und entsprechende Weichen zu stellen.«Nächste Woche lesen Sie: Massong - Messen per Laser

Artikel vom 10.11.2004