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Anregende Mischung serviert

Konzert mit dem Hamburger Bläserquintett »Fianchetto« in der Versöhnungskirche

Von Malte Samtenschnieder
(Text und Foto)
Schloß Holte-Stukenbrock (WB). Ein facettenreiches Programm auf durchweg hohem künstlerischem Niveau gestaltete das Hamburger Bläserquintett »Fianchetto« am Sonntag bei seinem Gastspiel in der Versöhnungskirche. 60 Zuhörer genossen das zweistündige Konzert, zu dem die evangelische Kirchengemeinde und der Kulturkreis Schloß Holte-Stukenbrock eingeladen hatten.

Eine anregende Mischung aus klassischer, romantischer und zeitgenössischer Musik hatten Elke Andersen (Querflöte), Arne Gruetzmacher (Oboe), Mirko Brandes (Klarinette), Thilo Jaques (Horn) und Lothar Palmer (Fagott) für ihren Auftritt zusammengestellt. Zunächst brachten sie die Ouvertüre aus Wolfgang Amadeus Mozarts Zauberflöte zu Gehör. Anheimelnd-sanft trugen sie deren immanentes Strahlen klangvoll nach außen. Perfekt aufeinander eingestimmt, gerieten insbesondere luftig servierte virtuos-kapriziöse Läufe hinreißend verzaubernd.
Kontrastreiche, zeitgenössische Harmonik prägte die folgende »Summer Music« von Samuel Barber. Gleich einer erfrischenden Sommerbrise umwehten die Zuhörer dabei dichte Klangbögen garniert mit getupften Einwürfen - ein munteres Spektakel ähnlich heiterem Vogelstimmen-Jubilieren.
Romantisch gab sich das Ensemble bei seiner Interpretation eines viersätzigen Quintetts von August Klughardt. Ihre ganzen Herzen in den musikalischen Ausdruck legend, spielten sich die Bläser die motivischen Spielbälle speziell in den schnellen Passagen passgenau zu.
Von atmosphärisch-dicht über verhalten-tastend bis zu vorantreibend-rasant reichte das Spektrum vermittelter Emotionen bei »Trois Pieces Breves« von Jacques Ibert, bevor sechs Bagatellen von György Ligeti auf dem Programm standen. Aufgeladen mit rauen Dissonanzen, scharfen rhythmischen Akzenten und verqueren Taktwechseln bot das farbenfrohe Klangmosaik einen hohen Genussfaktor. Denn bei aller kompositorischen Finesse - beeindruckend waren etwa die effektreich ineinander verschränkten gegenläufige Motive - waren die Charakterstücke auf Klang und Atmosphäre ausgelegt.
Den Bogen zurück zur Klassik spannte das Fianchetto-Ensemble mit Anton Reichas Bläserquintett, Es-Dur. Klangschön, technisch souverän und ansprechend ausmusiziert geriet auch dieses selten gehörte Musik-Kleinod.
Für den tosenden Schlussapplaus bedankten sich die Künstler mit einem Charleston von Scott Joplin. Der grandiose Schlusspunkt unter eine gelungenes Konzert.

Artikel vom 03.11.2004