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Vorwurf: Verkleidete
Oper im Kirchengewand

Oratorienchor führt Verdi-Requiem in Oetkerhalle auf


Bielefeld (uj). Hans von Bülow war es, der Verdi den Vorwurf machte, mit seiner Messa da Requiem eine »verkleidete Oper im Kirchengewande« komponiert zu haben. Geht es nach Hartmut Sturm, dann hat der Komponist lediglich seine tief empfundenen Gefühle in seine spezifische Musiksprache gepackt. Bei aller Distanz zur Institution Kirche ist auch überliefert, dass Verdi im Innersten ein tiefreligiöser Mensch war. Impulsive Einfühlung und farbenfrohe Darstellung prägen sein Requiem, das der Oratorienchor unter der Leitung von Hartmut Sturm am Donnerstag, 11. November, 20 Uhr, in der Oetkerhalle aufführt.
Auslöser für die Beschäftigung mit dem Text der katholischen Totenmesse war der Tod des Komponisten Giacchino Rossini. Verdi hatte aus diesem Anlass zwölf namhafte italienische Tonsetzer der Zeit gebeten, ein solches Erinnerungswerk in gemeinschaftlicher Arbeit zusammen zu stellen. Verdi selbst hatte den Schluss, das »Libera me«, übernommen. Der Plan scheiterte.
Erst der Tod des Dichters Alessandro Manzoni weckte in Verdi erneut die Idee, den Requiem-Text als Denkmal für den von ihm so hochverehrten Dichter zu vertonen. So wurde das »Libera me« des Rossini-Requiems der abschließende Teil des Monazoni-Requiems, das am 22. Mai 1874 in der Kirche San Marco in Mailand unter Verdis Leitung uraufgeführt wurde. In der nachfolgenden Zeit haben das Ausmaß der erforderlichen Chor- und Orchesterkräfte die Aufführung fast ausschließlich dem Konzertsaal zugewiesen.
»Hervorragende Solisten sind bei dem Werk unerlässlich«, sagt Sturm und kann auf ein hochkarätig besetztes Solisten-Quartett verweisen. Ruxandra Voda (Sopran), Susan Maclean (Mezzosopran) und Harrie van der Plas (Tenor) dürften dem Bielefelder Publikum bekannt sein. Sie alle wirkten in diversen Opernaufführungen am hiesigen Stadttheater mit. Maclean war von 1988 bis 1998 festes Ensemblemitglied und van der Plas brillierte als Edgardo in Donizettis »Lucia di Lammermoor«.
Für die Bass-Partie konnte Petri Lindroos gewonnen werden, ein erfahrener Sänger, der an vielen Bühnen Europas, unter anderem in Helsinki, Paris, Athen, Oslo. Lille, Brüssel, Luxemburg und Kassel reüssierte. Der um die Bielefelder Singschul' verstärkte Oratorienchor wird begleitet vom Philharmonischen Orchester der Stadt.
Karten im Vorverkauf gibt's bei der Tourist-Information im Neuen Rathaus sowie an der Abendkasse.

Artikel vom 09.11.2004