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»Studien zur Gummibandliebe« ersetzen Archiv

Anja Wiese stellt bis Anfang Dezember ihre Zeichnungen in der Stadtbibliothek aus


Bielefeld (kh). Das Künstlerinnen-Archiv OWL zieht aus, und Anja Wiese zieht mit ihren »Studien zur Gummibandliebe« ein. Bis zum 4. Dezember zeigt die Künstlerin die Zeichnungen in der Stadtbibliothek, während das Archiv zu Gast im Rathaus in Werther ist. Dr. Irene Below vom Frauenkunstforum OWL hofft auf den Beginn einer regelmäßigen Reihe mit wechselnden Künstlerinnen »Anja Wiese zeigt ihre Zeichnungen erst zum zweiten Mal, obwohl sie bereits seit ihrer Studienzeit auch mit dem Bleistift arbeitet«, erklärte Below bei der Ausstellungseröffnung.
Die 33 Werke mit Titeln wie »Intimes Gespräch« und »was macht Spaß mit ihm - nichts« spiegeln nach eigenen Angaben Anja Wieses Gefühlsleben wider. Die in Bielefeld und Düsseldorf lebende Künstlerin schafft normalerweise bedeutend Raumgreifenderes. »Meine hauptsächliche Arbeit besteht aus Installationen und Medienkunst. Die Zeichnungen haben für mich etwas Tagebuchartiges, deshalb würde ich auch nie aktuelle Arbeiten zeigen. Ich wüsste nie, ob eine Zeichnung wirklich gut ist oder das Thema mich nur sehr beschäftigt«, erklärt die bildende Künstlerin, die seit acht Jahren an der Fachhochschule Bielefeld als Professorin für Gestaltungslehre, Rauminszenierung und Video im Fachbereich Gestaltung arbeitet.
Ihre Zeichnungen sind schlicht gehalten - keine Korrekturen, oft in einem Strich entstanden. Anja Wiese verwendet wenig Farbe, meist nur den Bleistift, und doch ist das Ergebnis so gar nicht zart und zurückhaltend. Menschliche Beziehungen und Emotionen stehen im Mittelpunkt der Werke, die alle aus den Skizzenbüchern der Künstlerin aus den Jahren 1995 bis 2000 stammen. »Das Gummiband hat mich fasziniert, der Radius um etwas herum. Bin ich angebunden, oder halte ich mich selbst zurück? Die Beziehung zu anderen Menschen oder Situationen in Wechselwirkungen - das ist das übergreifende Thema«, erklärt die 42-Jährige.
Männer und Frauen, ihr Zusammenleben, die Liebe, aber auch Gefühle wie Traurigkeit und Einsamkeit hat die Künstlerin zu Papier gebracht. Nicht zuletzt durch ihre plakativen Titel zeigt Anja Wiese in »Studien zur Gummibandliebe« ein Stück von sich selbst.

Artikel vom 11.11.2004