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»Wenn schon
Eierhalle,
dann richtig«

Atze Schröder in Kaunitz

Verl-Kaunitz (WB). Ja nee, is klar - wo Atze Schröder auftaucht, da bleibt kein Auge trocken. Mit Pudelfrisur und Pilotenbrille machte Atze am Sonntag die Kaunitzer Ostwestfalenhalle unsicher. Sein Motto: »Wenn schon Eierhalle, dann aber richtig!«

Is klar - der Mann ist Geschmackssache. Sein »Hau-Drauf-Humor« mit Ruhrpott-Slang ist für zart besaitete Gemüter sicher gewöhnungsbedürftig. Diejenigen aber, die gekommen sind und die Ostwestfalenhalle bis auf den letzten Platz füllt haben, die wissen, dass Schröder ihrer Art von Humor entspricht.






Zu Beginn seiner Show mit dem bezeichnenden Motto »Goldene Zeiten« sucht er sich erstmal Opfer in der ersten Reihe. Passenderweise haben sich dort zwei seiner Fans mit einem großen Vorrat an alkoholhaltigen Getränken platziert, gleich mit mehreren »Herrenhandtäschchen mit Kronkorken«, neudeutsch auch Sixpack genannt, unter dem Sitz.
Gelegentlich wird es danach derbe, beizeiten ist sogar nicht zitierfähig, was der 39-Jährige da vom Stapel lässt. Doch das ist Comedy - da gibt es nun mal kaum ein Tabu, das nicht gebrochen wird, da kriegt einfach jeder sein Fett weg, von Michelle Hunziker (»Ich hab sie kennen gelernt, also, wenn sie den Mund hält, dann geht's . . .«) über die Bewohner des RTL-Dschungel-Camps bis hin zu Lehrern.
Für Schröder, der mit bürgerlichem Namen Thomas heißt, liegen die Geschichten auf den Straßen von Essen-Kray. Und wehe, der Ruhrpott-Proll bewegt sich mal außerhalb dieser Grenzen. Dann nämlich wird es bisweilen brüllend komisch. Wenn Atze beispielsweise im Nobel-Hotel in Baden-Baden landet. Is klar, dass er sich mit den dortigen Gepflogenheiten nicht so toll auskennt. »Da bringt mir doch der Kellner einen Teller mit einem winzigen Etwas darauf und sagt: ÝEin kleiner Gruß aus der KücheÜ. Dem hab ich dann erstmal mein schon gekautes Kaugummi in die Hand gedrückt und gesagt: ÝGruß zurück!Ü«
Kulinarisch kennt er sich eher in den Meica-Curry-King-Dimensionen aus. Doch er spricht die Sprache des »kleinen Mannes«, und das kommt an. Wer einen Auftritt von Schröder besucht, der weiß, was er zu erwarten hat. Überraschungsmomente fehlen völlig, alles wirkt irgendwie absehbar und wenig spontan. Einen Tag nach seinem Auftritt in Kaunitz gastierte Atze Schröder übrigens in der Fernsehsendung »Beckmann«. Auch dort die selben Sprüche, die selben Gags. Is klar, der Atze weiß, was von ihm erwartet wird, und er füllt diese Rolle gerne aus. Is auch von vornherein klar, dass seine Show stets ein echter Brüller wird, weil die Fans genau das bekommen, was sie hören und sehen wollen. Und is klar, dass sich an Atze die Geister scheiden. Man findet ihn entweder grandios oder unterirdisch. Die Verler Fans entschieden sich für die »Grandios-Variante« - und erlebten so einen tollen Abend. Is klar. Meike Oblau

Artikel vom 03.11.2004