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Namensstein schwebt auf Augenhöhe

Olderdissen um ein Schmuckstück reicher - Historiker untersuchen Hof und seine Geschichte


Gadderbaum (-er). Bis vor wenigen Monaten ruhte er versteckt in etwa drei Metern Tiefe, jetzt ist der Namens- und Wappenstein Schmuckstück im Café der Tierpark-Gaststätte (das WB berichtete). Das 120 Kilogramm schwere Fundstück mit dem Namen des Franz zu Olderdissen, seinem Wappen und der Jahreszahl 1540 schwebt - dank der Kunst eines Schmieds - in 1,80 Meter Höhe, vis-à-vis zu drei großen Informations-Tafeln.
Die gelungene Präsentation des Sensations-Fundes, der vergangenen Samstag im Tierpark enthüllt wurde, ist nur ein erster Schritt. Denn die Historiker Dr. Gertrud Angermann und Professor Dr. Heinrich Rüthing arbeiten an einer umfassenden Untersuchung und Bewertung. Der Historische Verein wird das Ergebnis im Frühjahr veröffentlichen.
Dr. Rosa Rosinski, Leiterin des Bauernhaus Museums, machte den Gästen der kleinen Zeremonie Appetit auf die nächsten Veröffentlichungen: »Der Stein wirft im Moment mehr Fragen auf als er Antworten gibt.« Dennoch kann bereits einiges festgehalten werden. Es handelt sich um die älteste Inschrift an einem bäuerlichen Gehöft unserer Region. Vermutlich prangte der Stein einstmals über dem Eingang eines Wehrspeichers, der auf dem Hof Meier zu Olderdissen stand. Bei Frans to Alderdissen (so die alte Schreibweise) muss es sich um einen selbstbewussten Mann gehandelt haben. Das Führen von Wappen war in der Zeit allein dem Adel vorbehalten und für einen Bauern, auch für einen Sattelmeier, schlichtweg eine Anmaßung.
Für Norbert Müller, Geschäftsführer der BGW (Bielefelder Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft) und damit auch »Chef« der Sanierung des Meierhofes auf dem Tierpark-Gelände, geht von dem Fundstück in mehrfacher Hinsicht eine Botschaft aus. Franz zu Olderdissen habe vor Selbstbewusstsein gestrotzt und das könne durchaus vorbildlich sein. »Der Fund ist auch ein Zeichen: Wir haben eine Tradition und dafür sollten wir Aufmerksamkeit wecken.« Die BGW, so Gadderbaums Bezirksvorsteherin Hannelore Pfaff, habe dafür das Ihre getan. Sie hoffe, dass viele Besucher die Botschaft des Steins und den dazu gehängten Info-Tafeln mit nach Hause nähmen.

Artikel vom 01.11.2004