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Opfer akzeptiert
Entschuldigung

Weiterer TuS-Ost-Kicker verurteilt


Bielefeld (uko). Auch der letzte der A-Jugendfußballer des TuS Ost Bielefeld ist nun wegen sexueller Nötigung von einem Jugendschöffengericht des Amtsgerichts verurteilt worden. Der 19-jährige David A. (Name geändert) wird eine Woche Dauerarrest absitzen müssen und soll 500 Euro Schmerzensgeld bezahlen. Der junge Mann akzeptierte das Urteil noch im Gerichtssaal.
Während eines Pfingstturniers für Jugendmannschaften war es in Nettetal (Sauerland) zu dem unglaublichen Vorfall gekommen. In der Nacht zum 8. Juni 2003 lockten sechs Mitglieder der A-Jugend des TuS Ost sowie ein Betreuer ihren damals 18-jährigen Mannschaftskameraden unter einem Vorwand aus seinem Zelt. Zuvor war der Jugendliche bereits, so Amtsrichter Christian Friehoff, »geärgert und gepiesackt« worden. Das sich vergeblich wehrende Opfer wurde mit vereinter Gewalt niedergerungen und auf übelste Weise sexuell genötigt.
Friehoff kanzelte die üble Tat schon in der ersten Verhandlung vor zwei Wochen als »fast schon sadistisch« ab, nannte sie eine »Beleidigung und Erniedrigung«. Damalige Konsequenz des Jugendschöffengerichts: Die Richter verhängten Dauerarreste von einer bis zu vier Wochen für sechs der Beteiligten. Überdies wurden vier der Angeklagten zur Zahlung von Schmerzensgeld von jeweils 500 und 1 000 Euro verurteilt. Zwei der Täter hatten schon jeweils 1 000 Euro an das Opfer gezahlt.
Allein David A. zeigte gestern nach Ansicht des Jugendschöffengerichts echte Reue und Einsicht. Im Prozess entschuldigte sich der sichtlich betroffene Angeklagte beim Opfer, das diese Geste sogar mit einem versöhnlichen Handschlag annahm. Das Urteil gegen A., der von Rechtsanwalt Thomas König vertreten wurde, ist bereits rechtskräftig. David A. war wie die anderen an dem Exzess beteiligten Täter im vergangenen Jahr zunächst vom TuS Ost suspendiert worden. Wochen später hatte der Verein die Jugendlichen jedoch aus sportlichen Gründen wieder aufgenommen. David A. hatte dann als einziger reuig seine Vereinsmitgliedschaft gekündigt. - Der TuS Ost Bielefeld hat derweil Maßnahmen gegen Gewalt und Alkoholmissbrauch angekündigt (das WESTFALEN-BLATT berichtete).
Fünf andere Jugendfußballer des TuS Ost haben indes gegen ihre Verurteilungen bereits Berufung eingelegt. Sollte es bei diesen Rechtsmitteln bleiben, so wird eine Jugendkammer des Landgerichts den Fall erneut aufrollen müssen.

Artikel vom 30.10.2004