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Leidenschaft zur Klaviermusik

Pianobauer Bruno Kemp im Alter von 93 Jahren verstorben

Bielefeld (uj). Nicht vielen Menschen ist das Glück beschieden, eine Leidenschaft bis ins hohe Alter ausleben zu können. Bruno Kemp gehörte dazu. Nun hat sich sein Lebenskreis geschlossen. Der Inhaber des gleichnamigen Pianohauses starb am vergangenen Mittwoch im gesegneten Alter von 93 Jahren.

Hätte Bruno Kemp, der am 16. Mai 1911 in Dortmund geboren wurde, beim »Wort des Jahres« ein Wörtchen mitzureden gehabt -Êdie Wahl wäre mit ziemlicher Sicherheit auf »Musik« gefallen. Die Liebe zur Musik durchzog sein Leben wie eine Richtschnur. Zu seinen Lieblingskomponisten gehörten Mozart, Schumann, Ravel und Debussy, deren Partituren er täglich am Klavier mit Leben erfüllte.
Aber auch sonst war es nicht sein Ding, die Hände in den Schoß zu legen. Als er 1936 die Leitung des väterlichen Klaviergeschäfts übernahm, hatte der gelernte Klavierbauer seine Lehr- und Wanderjahre in Koblenz, Leipzig, Berlin und in den USA absolviert.
1958 wurde ein großer Neubau am Oberntorwall 2 errichtet, da der Betrieb, bedingt durch städtische Baumaßnahmen, den alten Firmenstandort im Haus Oeberntorwall 32 verlassen musste.
Unter der Geschäftsführung von Bruno Kemp avancierte das Pianohaus Kemp zu einem der führenden Häuser. Die hervorragende Arbeit der technischen Abteilung sowie erstklassige Fabrikate wie Steinway & Sons, Bechstein, Schimmel, Grotrian-Steinweg und Yamaha mehrten den untadeligen Ruf. 1984 trat Klavierbaumeister Josef Stühlmeyer als Teilhaber in die Firma ein. Gemeinsam mit Marianne Kemp, Ehefrau des Verstorbenen, führt er heute als geschäftsführender Gesellschafter den Betrieb mit zur Zeit acht Mitarbeitern und drei Auszubildenden.
An Ruhestand hat Bruno Kemp aber auch nach seinem offiziellen Ausscheiden aus dem Betrieb nie gedacht. Frei nach dem Motto »Wer rastet, der rostet«, sah er täglich im Geschäft nach dem Rechten und besorgte bis ins hohe Alter die Buchführung.
Und seiner Lieblingsbeschäftigung, dem Klaiverspielen, kam der ehemalige Ratsgymnasiast nach, wann immer seine Zeit es zuließ.

Artikel vom 30.10.2004