29.10.2004 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Hoher Besuch aus Rom

Christliche Laienbewegung Sant'Egidio wird vorgestellt

Von Matthias Meyer zur Heyde
Bielefeld (WB). Hoher Besuch aus Rom: Mit Césare Zucconi spricht am Sonntag, 7. November, eine der Führerpersönlichkeiten der christlichen Laienbewegung Sant'Egidio in der Heiliggeist-Kirche an der Spandauer Allee 48.

Nicht immer ist es die staatliche Diplomatie, die Streitende an einen Tisch bringt - Menschen, die die Botschaft Jesu zum Maßstab ihres Handelns machen, erreichen oft mehr. Auch wenn sie im Verborgenen wirken: Die Welt hat kaum Notiz davon genommen, dass die 1968 von Gymnasiasten gegründete Communità di Sant' Egidio entscheidend dabei half, die Bürgerkriegsparteien in Mosambik zu versöhnen (1992), das Morden in Guatemala einzudämmen (1996) sowie andere Konflikte wenigstens zu entschärfen - ob im Libanon, in Algerien, Albanien oder in Burundi.
»Der Krieg ist die Mutter aller Armut«, sagen weltweit 50 000 Gemeinschaftsmitglieder - und kämpfen im Geiste des Evangeliums für den Frieden. Es waren Schüler, die vor 36 Jahren in Roms Stadtteil Trastevere das Kloster Sant'Egidio zum Ausgangspunkt ihres liebevollen Dienstes am Nächsten machten; inzwischen kann selbst die benachbarte Kathedrale Santa Maria die Gläubigen bei den von Laien für Laien gestalteten Gottesdiensten kaum mehr aufnehmen.
»Armut ist nicht nur materieller Natur«, sagt Ludwig Hoffmann, Pfarrer i.R., der sich Sant'Egidio seit 20 Jahren verbunden fühlt - Mitglied kann kein Priester, sondern nur der Laie jeglicher christlicher Konfession werden. Auch der Papst hat an den seit 1987 jährlich stattfindenden Friedenstreffen in der Nachfolge des Franz von Assisi mehrfach teilgenommen. Mit Wohlgefallen betrachtet die Kurie, wie sich die jungen Leute der Menschen zuerst am Rande der Stadt Rom, dann zunehmend aller Bedürftigen am Rande der Gesellschaft annahmen. Ein Eckpfeiler ihrer Arbeit ist der Kampf gegen die ganz Afrika verheerende Aids-Seuche.
In Deutschland, dessen zentrale Sant'Egidio-Gruppe in Würzburg besteht, sind es besonders die Alten, die, seien sie gebrechlich, seien sie beschämt ob ihrer Armut, zu Hause besucht und in die Gemeinschaft zurückgeholt werden. Welche Aktionen Sant'Egidio durchführt, entscheidet sich nach lokalen Bedürfnissen. Denn von einem Kirchenorden mit strengen Regeln, auch von einem satzungsgebundenen Verein unterscheidet sich Sant'Egidio fundamental.
»Die Gemeinschaft trägt typisch mediterrane, typisch italienische Züge«, sagt Hoffmann. Es gibt keinen Mitgliedsbeitrag und keinen »Stundenplan«: Nach den Gottesdiensten »schwärmen die Mitglieder aus« (Hoffmann) und geben den Kranken und Einsamen dieser Welt die Gewissheit, nicht vergessen zu sein. Junge Menschen, die eine sinnvolle soziale Aufgabe suchen, ohne sich in die Fesseln reglementierter Organisationen schlagen lassen zu wollen, sind bei Sant'Egidio willkommen.
Ein erster Kontakt erfolgt am besten über die Würzburger Zelle, Telefon: 09 31 / 32 29 40, E-mail info@santegidio.de - oder ganz bequem am 7. November in der Heiliggeist-Kirche. Césare Zucconi spricht im Rahmen der Gottesdienste um 9.00 und 10.30 Uhr sowie anschließend (11.45 Uhr) im angrenzenden Gemeindehaus.

Artikel vom 29.10.2004