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Gewichtiger Fund aus alter Zeit

Stein war Türsturz eines Wehrspeichers auf dem Hof Olderdissen


Bielefeld (WB). Am Samstag, 30. Oktober, können Interessenten dabei sein, wenn ein historischer Fund im Coffee-Shop des Meierhofes Olderdissen von 10.30 Uhr an der Öffentlichkeit präsentiert wird (das WB berichtete). Beim Abriss des Meierhof-Anbaus im Tierpark ist ein mehr als 450 Jahre alter Stein gefunden worden. »Der Fund ist für die regionale Geschichtsforschung eine kleine Sensation, denn aus der gesamten ehemaligen Grafschaft Ravensberg ist kein vergleichbares Stück bekannt«, sagt Dr. Rosa Rosinski, Leiterin des Bauernhaus-Museums.
Der etwa 120 Kilogramm schwere Stein trägt eine Inschrift, die auf den Sattelmeier Franz to Alderdissen und das Jahr 1540 verweist. »Dieses ist die älteste Inschrift an einem bäuerlichen Gehöft und zudem das älteste persönliche Zeugnis eines Bauern in unserer Region«, betont Rosa Rosinski.
Der Stein war bereits im Frühjahr beim Abriss des 1925 errichteten Anbaus in etwa drei Metern Tiefe in der Mauer des Rückgiebels entdeckt und behutsam geborgen worden. Dr. Gertrud Angermann und Prof. Dr. Heinrich Rüthing, die von Rosa Rosinski zu Rate gezogen wurden, erkannten sofort die außerordentliche Bedeutung des Fundes und begannen daraufhin mit der Erforschung der bislang wenig recherchierten Geschichte des Meierhofes Olderdissen. Ihre Forschungsergebnisse werden Anfang 2005 vom Historischen Verein für die Grafschaft Ravensberg e.V. veröffentlicht.
Ursprünglich könnte der Stein als Türsturz über dem schmalen Eingang eines Wehrspeichers eingebaut gewesen sein, der auf dem Hof Meier zu Olderdissen als Lagerstätte, aber auch als Flucht- und Verteidigungsposten gedient haben könnte. Ungewöhnlich sei vor allem, dass die Inschrift neben dem Namen des Sattelmeiers ein Wappen aufweist. »Für bäuerliche Verhältnisse ist das eine große Anmaßung, denn das Führen eines Wappens stand nur dem Adel zu«, erklärt Rosa Rosinski.
Die BGW, in deren Händen die Sanierung des Meierhofes lag, finanziert die Präsentation des Steines aus der Frühen Neuzeit.

Artikel vom 29.10.2004