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Wenn die Klappe nicht dicht hält

Herzwoche in Gilead will Betroffene aufklären und Ängste nehmen

Bielefeld (bp). Horst Jacob (62) weiß, wovon er spricht. Der Beauftragte der Deutschen Herzstiftung hat seit sieben Jahren selbst eine künstliche Herzklappe. Herzklappenerkrankungen sind das Schwerpunktthema der »Herzwoche in Gilead«, die die Medizinische Klinik in Kooperation mit der Deutschen Herzstiftung zum dritten Mal veranstaltet.

Vom 2. bis 4. November finden in den Krankenanstalten Gilead drei Veranstaltungen statt.
Man habe das Thema »Herzklappenerkrankungen« aus drei wichtigen Gründen ausgewählt, sagt Prof. Dr. Rainer Kolloch, Chefarzt der Medizinischen Klinik Gilead: Herzklappenerkrankungen würden häufig unterschätzt, zu spät erkannt und seien durch vermeidbare Komplikationen oft lebensbedrohlich.
In frühen Stadien verlaufe die Krankheit meist ohne Symptome - oder mit Symptomen, die uncharakteristisch sind. Dazu gehörten zum Beispiel Appetitlosigkeit, rapider Gewichtsverlust, Fieber und Schüttelfrost. Dr. Hermann Storm, Oberarzt der Medizinischen Klinik, betont, dass alle vier Herzklappen erkranken können, die Klappen der rechten Herzseite aber deutlich häufiger betroffen seien. Folgen könnten sowohl eine Undichtigkeit wie eine Einengung einer Herzklappe sein; beides führe zu einer deutlichen Mehrbelastung des Herzens. Die Folgen: Luftnot, Wasser in den Beinen, aber auch Rhythmusstörungen oder gar ein Schlaganfall.
Horst Jacob berichtet von seiner Erkrankung. Nach einem Wanderurlaub, bei dem er erheblich an Gewicht verlor, sei er ständig müde und erschöpft gewesen, dazu sei leichtes Fieber gekommen. Zunächst sei er mit Verdacht auf eine Erkrankung von Magen oder Darm in die Klinik gekommen, bis die Mediziner eigentliche Ursache erkannten. Nach einer Zahnerkrankung habe es eine Keimstreuung gegeben. Er lebt mit der Herzklappe, an die er sich daran gewöhnt habe. Jacob findet es außerordentlich wichtig, dass sich Betroffene zum Beispiel mit der Gerinnungsselbstkontrolle vertraut machen. Dazu bietet die Herzwoche ebenfalls Gelegenheit.
Prof. Dr. Kolloch weist darauf hin, dass die Diagnostik einer Herzklappenerkrankung heutzutage einfach und für die Patienten wenig belastend ist: »Zum Beispiel mit Hilfe von Ultraschall.«
Als Folge der Zunahme von Herzklappenerkrankungen sei die Zahl der Operationen - dabei werden biologische oder künstliche Klappen eingesetzt - in Deutschland von 7437 im Jahr 1990 auf 16 800 im vergangenen Jahr gestiegen.

Artikel vom 29.10.2004