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Fahnenmann verweigert Elfer

Schiri-Gespann übersieht klares VfL-Handspiel in Schlussphase

Von Uwe Caspar
Bochum (WB). Die 87. Minute in Bochum: Schuss von Giovanni Taverna, der Torwart wehrt ab und der Ball springt dann - deutlich zu sehen - an die Hand von Mirko Mustroph. Doch zur Empörung aller Verler pfeift der Schiedsrichter keinen Elfer - und so bleibt's beim 2:2 (0:1) im Verfolgerduell der Oberliga.

»Klarer geht es doch nicht«, schnaubte ein zu Recht wütender SCV-Teamchef Reinhard Schröter Und die mitgereisten 150 Fans tobten: »Das ist Betrug.« Mag sein, dass in der besagten brisanten Szene sich der Referee in einem ungünstigen Blickwinkel befand, doch sein Assistent war auf Ballhöhe und hätte das einwandfreie Handspiel erkennen müssen. Die Fahne blieb indes unten.
Die schnellte dagegen in der 69. Minute sofort hoch, als Hans Grundmann bei einem Kopfballduell mit dem Bochumer Luciano Velardo seine »Tatze« im Spiel gehabt haben soll. In diesem Fall zeigte der etwas überforderte Schiri ohne mit der Wimper zu zucken auf den Elfmeterpunkt und zückte gleichzeitig die gelb-rote Karte für den bereits verwarnten Manndecker. Verladi verwandelte, Verl lag nach einer 1:0-Führung nun mit 1:2 im Hintertreffen und schien einer weiteren Niederlage entgegen zu steuern.
Erstaunlich: Die Ostwestfalen verkrafteten den Dreifach-Schock nach der Pause - Ucars Ausgleichstor, der ärgerliche Strafstoß und die personelle Schwächung - relativ schnell und wurden nach einer vorübergehenden Drang- und Sturmperiode des VfL nun ihrerseits wieder mutiger und offensiver. Dass sich die Bundesliga-Amateure trotz Überzahl das Heft noch aus der Hand nehmen ließen, führte ihr Trainer Manfred Wölpper auf die Unerfahrenheit seiner Fußball-Fohlen zurück. »Hätte ich noch zwei Stürmer eingewechselte, wären wir gegen die ausgebufften Verler, die uns schon oft Probleme bereitet haben, sogar als Verlierer vom Platz gegangen«, mutmaßte Wölpper später.
Das wäre sicherlich passiert, wenn die in Durchgang eins ausschließlich konternden Schröter-Schützlinge dem frühen 1:0 von Ulf Raschke noch vor dem Seitenwechsel das 2:0 hätten folgen lassen. Mihajlo Rakic verpasste den zweiten Treffer nach einem schönen Solo des diesmal als Libero agierenden Frank Scharpenberg. Klasse auch der Volleykracher von Sebastian Hahn aus 30 Metern, den Christian Vander mit nur großer Mühe über die Latte lenkte. Chancen eröffneten sich aber auch für die Hausherren, die zweimal an dem für den verletzten Marco Kirchhoff in der Kiste stehenden Jan Liemke scheiterten. Mutig, wie sich der Keeper einmal dem heranstürmenden Grote vor die Füße warf. Klasse auch Jans Reaktion bei einem platzierten Schuss von Cosma.
Gleich nach Wiederanpfiff setzte der VfL alles auf eine Karte und den Gegner mächtig unter Dampf. Nur noch Befreiungsschläge im Verler Strafraum und Liemke unter Dauerbeschuss - das konnte ja nicht gutgehen. Doch es spricht für die Moral des amtierenden Vizemeisters, dass er sich nach dem 1:2 wieder aufraffte und der eingewechselte Daniel Burger das verdiente 2:2 erzielte (78.). Selbst als in den letzten Minuten nur noch neun Verler auf dem Rasen standen - gelb-rote Karte für Hahn, der sich über den verweigerten Elfer beschwerte -, ging von den irritierten Bochumer Bubis keine Gefahr mehr aus. »Wenn beide Mannschaften so gespielt hätten, wie der Schiedsrichter heute gepiffen hat, wäre es eine schlechte Partie geworden«, hielt Reinhard Schröters Enttäuschung über den verweigerten Strafstoß noch etwas länger an.

Artikel vom 01.11.2004