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Da haben Kratzer keine Chance

Martina Bösch: Erste selbstständige Lackiermeisterin schafft Glanzstücke

Von Michael Diekmann
und Carsten Borgmeier (Foto)
Bielefeld (WB). Auf ihren Firmennamen »Glanzstück« ist Martina Bösch besonders stolz. »Glanzstück sagt doch alles aus«, findet die Lackiermeisterin. Die erste selbstständige Frau ihrer Zunft bundesweit kümmert sich speziell um kleine Alltagsschäden wie nach Parkremplern.

Die Autos in der blitzblanken Halle in Brake glänzen. Der Boden ist staubfrei, alle Utensilien sind genau sortiert und gelagert. Mit den Alukisten in der Ecke startet Martina Bösch zum so genannten Hausbesuch bei namhaften Autofirmen, während Privatkunden stets an die Querstraße in den Betrieb gebeten werden. Bei Zeitdruck, betont die engagierte Unternehmerin, gibt es aber auch einen Bring- und Holservice mit eigenem Anhänger - ganz auf Nummer sicher.
Zum Beruf des Malers und Lackierers war die Bielefelderin eher zufällig gekommen. »Wichtig ist, was man daraus macht«, definiert sie die selbst gesteckten und inzwischen realisierten Berufsperspektiven. Die junge Frau arbeitete in Betrieben, leitete auch die Lackabteilung bei einem großen Fahrzeugbauer und schloss zunächst noch eine kaufmännische Ausbildung an und schließlich die Meisterprüfung, um im Jahr 2000 ihren Karriereweg vor Augen zuhaben. Anfang 2004 machte sie sich selbstständig.
Weil die Zahl der Lackschäden immer größer wird, das Budget aber immer kleiner, sind ebenso schnelle wie effektive Reparaturen gefragter denn je. Während die Meisterin, die auch ganze Autos mit einem Lotuseffektmittel dauerhaft versiegelt, für namhafte Autohäuser Wagen innen und außen aufbereitet und deshalb im nächsten Jahr die ISO-Zertifizierung anstrebt, bittet sie private Kunden zumeist auf einen Kaffee in ihren schmucken Betrieb.
Dass sie handwerklich topfit ist, versteht sich für die 29-Jährige von selbst: »Vielleicht sind Frauen ja in solchen Pflegedingen noch etwas sensibler als die Herren, auch wenn sie Autopflege eher für Männersache halten.« Gefragt ist deshalb beim »Spotrepair«, der so genannten ambulanten Kleinreparatur am Lack, neben Fingerfertigkeit natürlich auch Diskretion: »Eine Schramme an Spiegel oder Stoßfänger hat sich wohl jeder schon gefahren. Aber, bevor man sie eingesteht, lässt Mann sie besser auspolieren.«

Artikel vom 29.10.2004