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Wahl will echte Kerle sehen

Coach droht: »Spiele Saison mit acht Mann zu Ende«

Gütersloh (dh). Die Zeit der Freundlichkeiten ist bei der HSG Gütersloh endgültig vorbei. Nachdem sich die Mannschaft intern die Meinung gegeigt hat, erwartet Frank-Michael Wahl im Auswärtsspiel bei der HSG Holzhausen/Hartum eine Reaktion: »Ich will endlich echte Kerle sehen. Wer meine taktischen Vorgaben nicht umsetzen will, der ist hier fehl am Platz. Dann greife ich eben ganz resolut durch und spiele die Saison notfalls mit acht Mann zu Ende.«

Nach einer Ansprache des HSG-Trainers bei der Aufarbeitung der 26:36-Klatsche gegen Bergkamen (»Ich hätte am liebsten jedem Zuschauer die Hand gegeben und mich persönlich entschuldigt«) folgte die Aussprache im Mannschaftskreis. »Es ging rau zur Sache, einige sind ganz blass um die Nase geworden. Aber Handball ist ein Männersport, da muss auch mal mit der Faust auf den Tisch gehauen werden«, berichtete Wahl, der sich während der verbalen Auseinandersetzung zurücklehnte: »Die Jungs haben sich kritisch mit der Situation auseinandergesetzt, es wurden auch Namen genannt. Einige haben eben ihre Normen erfüllt, andere habe ich als Trainer noch gar nicht gesehen. Das ist auch Teilen der Mannschaft aufgefallen.«
Die Hauptkritik richtet sich dabei gegen Akteure, die erst im Sommer von höherklassig spielenden Vereinen zur HSG gestoßen sind und ihr Potenzial noch nicht abgerufen haben. »Ich werde die Aufstellung am Samstag ändern und mir genau die Reaktion derjenigen anschauen, die zunächst nicht berücksichtigt werden: Lassen sie sich dann hängen, oder wollen sie es mir zeigen?«, erwartet der Coach endlich ein Auftreten, das einer Verbandsliga-Spitzenmannschaft angemessen ist: »Ich will 60 Minuten lang Kampf sehen, dann werden wir auch gewinnen. Passt es dabei spielerisch nicht, dann soll mir das erst einmal egal sein.« Sich selbst wird der Rekord-Nationalspieler übrigens nicht wieder auf das Spielfeld schicken: »Das muss die Mannschaft jetzt alleine schaffen.«
Ein Umdenken hat Wahl bereits im Testspiel am Dienstag beim Regionalligisten SG Hameln ausgemacht, als die HSG zur Pause gar mit vier Toren vorn lag. »Da lief der Ball richtig rund, es wurde nicht mehr gewürgt«, freute sich »Potti«, der in den zurückliegenden zwei Wochen noch einmal seine kompletten Unterlagen wälzte: »Mein Kopf sieht jetzt beinahe so aus wie ein Handball.«

Artikel vom 29.10.2004