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Da räkelt sich Marilyn

Wie der Brotaufstrich Nutella ins Kunstmuseum kam

Frankfurt/Main (dpa). Seit Jahrzehnten verschmiert sie Kindermünder, sorgt für Streit ums Pausenbrot und hat bestimmt auch manchem Erwachsenen ein paar Pfunde extra beschert. Die Nuss-Nougatcreme Nutella hat als Marktführer ihren Platz auf deutschen Frühstückstischen erobert. Zu ihrem 40. Geburtstag findet sie nun den Weg ins Kunstmuseum.

»Nutella wird 40 - Die besten Entwürfe des Nutella-Kunstwettbewerbs«, lautet der Titel der Ausstellung, die von heute an bis zum 21. November im Frankfurter Museum für Angewandte Kunst zu sehen ist. Der Nutella-Hersteller Ferrero hatte Schüler von Gestaltungs- und Kunsthochschulen in Deutschland aufgerufen, Etiketten für die zwei Kilo schweren Jubiläumsgläser zu entwerfen.
»Ich wollte darstellen, wie viele Menschen die Creme essen, mehr das Gefühl als die Marke zeigen«, sagt eine der fünf mit je 2500 Euro belohnten Preisträger, Elke Kusche.
Die »Löffelkinder« der 24- Jährigen - eine bunte Comiczeichnung mehrerer Kinder mit empor gereckten Löffeln - werden abwechselnd mit den vier anderen Gewinneretiketten die Jubiläumsgläser zieren. Dass sie in ihrer Kindheit mit dem Ost-Produkt »Nudossi« aufgewachsen ist, sieht die gebürtige Chemnitzerin beileibe nicht als Problem. Schließlich habe sie nach der Wende von ihrem zehnten Lebensjahr an die westdeutsche Version löffeln können.
Statt dem altbekannten Schokobrot mit einem Glas Milch und Haselnüssen malt Simon Goebel Nutella einen roten Stern aufs Etikett. In der Mitte steht das Glas, »Seit 1965 Revolution aufs Brot« lautet der neue Werbespruch. »Viele Entwürfe gehen in den Bereich der Ironie, die Gestalter gehen keinesfalls ernst mit der Marke um, aber das Unternehmen kann sich das leisten«, sagt der Leiter der Design-Abteilung des Museums, Professor Volker Fischer. Die sinnliche Seite der süß-klebrigen Masse heben andere Künstler mit verschmierten Mündern, Schoko-Küssen oder gar einer sich räkelnden Marilyn Monroe hervor.
»Unsere Rezeptur ist seit 40 Jahren gleich geblieben«, sagt der Marketing-Leiter von Ferrero, Dirk Voß. Nach dem Zweiten Weltkrieg habe der italienische Konditor Pietro Ferrero die Masse unter dem Namen Supercrema entwickelt. Da Italien jedoch Superlative im Markennamen verbiete, sei bald die Bezeichnung Nutella entstanden.
Die meisten Kundenanfragen kämen zum Geschlecht des Brotaufstrichs: »Ob es nun der, die oder das Nutella heißt, wissen wir selbst nicht.« Auch wenn der Marketing-Leiter angibt, täglich Nutella zu essen, sind nicht alle von der braunen Paste überzeugt. »Ich esse das nicht, das ist mir viel zu süß und klebrig«, gibt einer der fünf Gewinner zu.
Die Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags 10 bis 17 Uhr, mittwochs 10 bis 21 Uhr. Der Eintritt kostet 5 Euro, ermäßigt 2,50 Euro.

Artikel vom 28.10.2004