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Der Wert ist nicht hoch genug einzuschätzen

Private Schenkung: Fast 300 Jahre alte Bibel kehrt in die Klosterbibliothek Dalheim zurück


Dalheim (WB). Eine seit der Säkularisation verschollene, fast 300 Jahre Bibel ist wieder an ihrem alten Platz, dem ehemaligen Augustiner-Chorherrenstift in Dalheim (Kreis Paderborn). Nach 200 Jahren kehrt damit das erste Stück des verloren gegangenen Bibliotheksschatzes in das zukünftige Westfälische Museum für Klosterkultur des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) zurück. Die Heilige Schrift befand sich seit 1803 in Privatbesitz und wird dem Museum als Schenkung übergeben. Zum ersten Mal wird sie am kommenden Sonntag, dem letzten Tag der Saison 2004, im Kreuzgang der ehemaligen Klosteranlage gezeigt.
Wohin die Bestände der ehemaligen Klosterbibliothek Dalheim nach der Säkularisation 1803 im einzelnen verstreut wurden, ist bisher nicht erforscht. Einige Stücke tauchten in London, Bonn, Trier und Paderborn auf. In Dalheim selbst blieb kein einziger Band. Um so größer war die Freude des Museums, als ihm Ende September überraschend eine Bibel aus dem verloren gegangenen Bestand geschenkt wurde. Geber sind Eduard Reiff und seine Ehefrau Liselore aus Hamm.
Das 1726 in Augsburg gedruckte Werk trägt auf der Titelseite den handschriftlichen Besitznachweis: »Canonia SS Petri et Antonii in Daelheim comparabat 1731«. Ein Vorfahr der Stifter-Familie, der in Lichtenau als bischöflicher Finanzverwalter und Friedensrichter eingesetzte Hermann Mantell, hatte die Bibel erworben. Museumsdirektor Matthias Wemhoff würdigte das bürgerschaftliche Engagement: »Der symbolische Wert ist nicht hoch genug einzuschätzen. Die Bibel ist das erste Original, das an seinen ursprünglichen Standort zurückkehrt«.

Artikel vom 28.10.2004