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Schock, Grusel und Voodoo-Priester

Das Programm des 15. Film-&Musikfestes (5. bis 14. November)


Freitag, 5. November, 20 Uhr; Oetkerhalle:
Nosferatu (1922, 85 Minuten), viragiert (beim Viragieren wurden Filmszenen nach dem Entwickeln in einen Farbbottich getaucht; eine eigene Virage-Sprache ordnete jeder Farbe eine genau definierte dramaturgische Bedeutung zu). Gedreht in Lübeck, Wismar und in den Karpaten. Der Bielefelder Komponist und Dirigent schrieb für diese »Symphonie des Grauens« (Untertitel) eine neue Musik, die das Philharmonische Orchester Hagen uraufführen wird.

Samstag, 6. November, 20 Uhr, Oetkerhalle:
Goldrausch (1925, 78 Minuten), Regie: Charles Chaplin. Der Wahnsinn, das Thema des Murnau-Festivals, begegnet uns hier vor allem in Gestalt des Goldgräbers Black Larson, der Charlie (Charles Chaplin) im Hungerwahn für ein Brathähnchen hält. Musik: Helmut Imig (Spezialist für Stummfilmbegleitung) und die Bielefelder Philharmoniker.

Sonntag, 7. November, 11.30 Uhr, »Astoria«-Kino (Klosterplatz):
The Unknown (1927), Regie: Tod Browning. Messerwerfer lässt sich beide Arme amputieren, weil seine Angebetete einen Horror vor Männerarmen hat, den sie ausgerechnet in dem Moment überwindet, als der Artist sich ihr als Verstümmelter präsentiert. Besonders gruselig: ein Voodoo-Priester, der die Funktionen seiner Gliedmaßen vertauscht - er läuft auf Händen, greift aber mit den Füßen. - Die schwarze Natter (1913, 30 Minuten), Regie: Franz Hofer. Gefährliche Schlangenbeschwörerin hält unwilligen Angebeteten auf dunklem Schloss gefangen. Rasanter Showdown. Musik: Duo Piano.

Donnerstag, 11. November, 20 Uhr, »Astoria«-Kino:
Juha (1998/99, 78 Minuten), Regie: Aki Kaurismäki. Tragische Dreiecksgeschichte mit ländlichem Milieu - Bauer Juha holt seine untreue Frau mit dem Trecker aus dem Bordell. Musik: »Phono Klang Galerie« (Berliner DJ-Formation).

Freitag, 12. November, 20 Uhr, Oetkerhalle:
Cops (1922, 18 Minuten), Regie: Buster Keaton/Eddi Cline. Verschmähter Liebhaber begeht Selbstmord. - The Balloonatic (1922, 24 Minuten), Regie: Buster Keaton. Haarsträubende Abenteuer, unter anderem in einem Horrorhaus. - The Love Nest (1922/23, 22 Minuten), Regie: Buster Keaton. Desillusionierter Unglücksrabe imaginiert groteske Abenteuer auf einem Walfänger. - Mystery of the Leaping Fish (1916, 26 Minuten), Regie: John Emerson. Douglas Fairbanks (der diese Sherlock-Holmes-Parodie später mit allen Mitteln aus dem Verkehr zu ziehen versuchte) als von Schlafattacken gepeinigter Detektiv - bizarr. Musik: Axel Goldbeck und das Cinematographische Orchester.

Samstag, 13. November, 20 Uhr, Oetkerhalle:
Das Cabinet des Dr. Caligari (1920, 56 Minuten), Regie: Robert Wiene. Erster deutscher Langfilm nach den Regeln des Expressionismus -ÊSchauspielkunst und Kulisse sind absolut gleichwertig in diesem finsteren Labyrinth des Wahnsinns. Musik: Rolf Sudmann und »Der Club der Visionäre«.

Sonntag, 14. November, 11.30 Uhr, »Astoria«-Kino:
Kurutta Ippeiji - Eine Seite des Wahnsinns (1926, 60 Minuten), Regie: Teinosuke Kinugasa. Mann folgt seiner Frau in die Irrenanstalt, in der die Gitterstäbe ein Eigenleben führen. - Meshes of the Afternoon -Ê Verstrickungen des Nachmittags (1943, 12 Minuten), Regie: Maya Deren/Alex Hackenschmidt. Mädchen in alptraumhaften Situationen, in denen unbelebte Objekte bösartig wirken. Musik: Eunice Martins (Klavier).

Artikel vom 30.10.2004