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Nach 25 Jahren schließt
»Novotel« seine Pforten

Münchener eröffnen auf Johannisberg ein »Dormotel«

Von Matthias Meyer zur Heyde und Carsten Borgmeier (Foto)
Bielefeld (WB). Nach knapp 25 Jahren schließt das »Novotel« auf dem Johannisberg seine Pforten. Neuer Betreiber wird die Treugast-Unternehmensberatung, die hier eines ihrer »Dormotels« eröffnet.

»Ein Drei-Sterne-Angebot zu Zwei-Sterne-Preisen - das ist ein Eckpfeiler unseres Konzeptes«, sagt Stefan Karrer, Assistent der Geschäftsführung. Auch kulinarisch will man Gäste locken: »Unser Ehrgeiz besteht darin, am Ort das beste Frühstück zu servieren«, fügt Karrer hinzu. Auf Neudeutsch: Best Breakfast in Town.
Aus wohlinformierten Kreisen ist zu hören, dass der Wechsel nur deswegen erfolgt, weil sich der Eigentümer, ein Immobilienfonds, mit dem »Novotel«-Betreiber Accor nicht auf die Konditionen eines neuen Pachtvertrages einigen konnte. Accor soll nicht durch wirtschaftliche Gründe zum Ausstieg bewogen worden sein.
Die Treugast mit Sitz in München untersucht Hotelgesellschaften auf ihre Rentabilität, betreibt Hotels aber auch selber - »Dormotels« gibt es unter anderem in Oldenburg, Mainz (dort wurde ebenfalls ein »Novotel« übernommen) und Halle/Saale. Die Geschäftsphilosophie besteht darin, »am Ort eine Marke zu etablieren« (Karrer), die später an einen anderen Betreiber weiterverkauft werden kann.
Das 1980 eröffnete »Novotel« gehört zum Accor-Konzern, der in der Stadt das »Etap«-Hotel und die beiden »Mercure«-Häuser führt. Hotelchef Jochen Fuchs, seit 2002 Herr über 32 Mitarbeiter, hat die Auslastung (118 Zimmer) auf überdurchschnittliche 56,3 Prozent gehoben, 65 Prozent hat er als Nahziel im Auge. Fuchs wird bei Accor bleiben, und das übrige Personal wird auf Wunsch ebenfalls bleiben dürfen.
»Bielefeld ist ein schwieriger Standort, weil die Stadt keine touristische Destination ist«, sagt Fuchs. Dass sich im Haus auf Bielefelds (nach dem Sparrenberg) angeblich zweitschönstem Grundstück nur wenige Ausflügler blicken ließen, führt er auf die geringen Kapazitäten zurück. »Dafür hätten wir um die 200 Sitzplätze gebraucht.«
Es besuchen nicht etwa zu wenige Gäste Bielefeld - schlicht auf das große Angebot an Hotels führt Hans-Rudolf Holtkamp von der Bielefeld Marketing die schwierige Lage der Häuser am Ort zurück. Die Teuto-Metropole, kein Touristenzentrum, aber attraktiv für beruflich Reisende (Tagungen) verfügt über 63 Hotels (61 geöffnet) mit 4012 Betten (Auslastung: 30,5 Prozent) in 1917 Zimmern (Auslastung: 45,4 Prozent).
Aber Auslastung ist nicht das A und O in der Hotellerie. Als 1980 das »Novotel« die Türen öffnete, verzeichnete Bielefeld 272 000 Übernachtungen -Êim letzten Jahr waren es 450 000, und für 2004 erwartet Holtkamp eine Steigerung um drei bis fünf Prozent. »Bielefeld ist also für Gäste von Jahr zu Jahr interessanter geworden.« Allein die Bettenzahl habe die Preise auf die »untere Grenze des Zumutbaren« gedrückt.

Artikel vom 28.10.2004