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»Mit Herz, Kopf
und Hand auf
dem Bauernhof«

Krebskranke Kinder erleben Natur

Ummeln (ho). Keiner weiß vom anderen, wer krank ist und wer nicht. Eine Woche lang tummeln sich 32 Kinder, von Krebs Betroffene, Geschwister und Freund oder Freundin auf dem Schulbauernhof in Ummeln, erleben eine unbeschwerte Freizeit, vergessen den Klinikalltag.

Bereits zum fünften Mal hat die »Elterninitiative krebskranker Kinder Ostwestfalen-Lippe e.V.« einen derartigen naturnahen Aufenthalt ermöglicht. Viele der Mädchen und Jungen sind schon zum wiederholten Mal dabei. Elisabeth Lüdtke von der Elterninitiative: »Die Kinder sollen sich normal akzeptiert fühlen, deshalb spielt die Krankheit auch keine Rolle. Nicht einmal die Betreuer und Mitarbeiter wissen, wer von der Krankheit betroffen ist«. Drei bis zwölf Jahre jung sind die Teilnehmer der Freizeit, leiden unter Leukämie, Tumoren und diversen Krebskrankheiten. Sie alle werden betreut von der Kinderklinik in Bethel, kommen aus ganz Ostwestfalen-Lippe.
In diesem Jahr steht der Aufenthalt unter dem Motto »Herbst«. Da werden Laternen gebastelt, Blätterbilder erstellt, Taschen aus Tapetenresten gewerkelt, Eichhörnchen und Mäuse aus naturnahen Materialien, die zuvor gesammelt werden, geformt oder Seidenbilder gemalt. Und natürlich geht's auch zünftig zu, beim Laternenumzug etwa oder am Lagerfeuer mit Geistergeschichten.
Fasziniert aber sind die Kinder vom Alltag auf dem Schulbauernhof, nicht zuletzt deshalb, weil sie voll integriert sind. »Mit Kopf, Herz und Hand dabei zu sein, begeistert alle«, sagt Gabriele Ankewitz, Projektleiterin des Schulbauernhofes. Die Kleinen packen kräftig an, wenn sie die Ställe ausmisten, Gänse, Kaninchen und Schweine mit Futter versorgen, den Schafen die Klauen schneiden oder Gartenblumen fürs Überwintern im Haus fertigmachen. Brot backen, Apfelsaft pressen, Kohl ernten und Nistkästen bauen: Das Angebot des Schulbauernhofes ist vielfältig. Besondere Bedeutung kommt der Tierbeobachtung- und Versorgung zu.
Gabriele Ankewitz: »Die Kinder bauen eine besondere Beziehung zu den Tieren auf, lernen deren Tagesablauf kennen«. Und wenn die Schweine »Freigang« haben, im Wald nach Eicheln suchen, haben die Kinder ihren Spaß, sorgen akribisch dafür, dass jedes Tier wieder in den Stall zurückfindet. Beliebt ist auch der Ausflug zum Nachbarbauernhof Niemann, wo immer frische Milch geholt wird.
Der Schulbauernhof ist der ideale Ort für die Freizeit. Elisabeth Lüdtke und Monika Cziomer von »Hand in Hand«: » Wir sind in der Nähe der Klinik, doch sehr naturverbunden. Die Kinder fühlen sich freier, können einfach nach draußen laufen«. Sponsoren - Geschäftsleute, Schulklassen oder Privatpersonen - ermöglichen den jährlich immer neu nachgefragten Aufenthalt auf dem Schulbauernhof ohne großen Elternbeitrag.

Artikel vom 28.10.2004