30.10.2004 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Von Burgit Hörttrich

Bielefelder
Optik

Später gibt es nicht


In der umfänglichen Drucksache Nr. 7359, die Mitte 2003 - ein Jahr nach der Entscheidung - vom Planungsamt veröffentlicht wurde, wird dem Kapitel »Plattenbelag« nur ein mickeriger Zweispalter von exakt 27 Zeilen gewidmet. Darin heißt es lapidar: ». . .Das Oberflächenmaterial ist ein Naturstein z.B. Quarzit. . .Der Naturstein besitzt eine gespaltene Oberfläche und eine gelb-braun-gräuliche homogene Farbstruktur.« In den öffentlichen Informationsveranstaltungen gibt es zur »Oberflächengestaltung« nur Bedenken, dass die neuen Platten zu schnell durch Kaugummi verschmutzt werden könnten. Und im Faltblatt »Neugestaltung der Fußgängerzone in der Bielefelder Altstadt« heißt es kurz und knapp: »Das Oberflächenmaterial ist ein Naturstein«. Das war, wohlgemerkt, 2003, ein Jahr nach der Entscheidung für Naturstein. Um eine genaue finanzielle Kalkulation hat sich zu diesem Zeitpunkt offenbar noch niemand konkret Gedanken gemacht. Auch nicht über Alternativen. Und als dann die Zahlen schwarz auf weiß auf dem Tisch lagen, konnte nicht sein, was nicht sein darf. Warnungen, von Anfang an eine doppelgleisige Ausschreibung zu einer Ausführung in Naturstein oder in Kunststein zu machen, wurden gleich verworfen.
Dabei ist unstrittig, dass ein Naturstein sicher auf Dauer schöner bleibt. Fehlt aber das Geld, muss man sich entscheiden: für das perfekte Pflaster und gegen jedwede weitere Ausstattung, die später irgendwann einmal kommen könnte. Oder für eine Fußgängerzone mit Ruhebänken, fantasievollen Spielgeräten, Bäumen - kurz Atmosphäre, wenn auch mit Kunststeinpflaster. Das ist von einem Laien im Aussehen von einem Naturstein ohnedies nur schwer oder gar nicht zu unterscheiden. Und die Bahnhofstraße ist ein Beispiel dafür, dass es bei solchen Projekten ein »später« nicht gibt: Denn dort fehlen, mehr als zehn Jahre nach Fertigstellung, die dereinst versprochenen Spielgeräte immer noch.
Zudem muss eine Entscheidung jetzt ohne Not übers Knie gebrochen werden. Egal, was herauskommt - falsch ist es immer. Je nach Betrachtungsweise.

Artikel vom 30.10.2004