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Frauenfeindliche
Sprüche im
SCW-Stadionblatt

Schmuddeltext sorgt für Ärger

Wiedenbrück (dh). Beim SC Wiedenbrück 2000 geht derzeit alles schief. Die Verbandsliga-Fußballer bekommen den Ball nicht ins Tor, und in der Vereinszeitschrift »SCW aktuell« sorgt nun ein humorvoll gemeinter, in Wirklichkeit jedoch extrem frauenfeindlicher »Bericht« für Unruhe im Verein. Unter der Rubrik »Die 4 für Halbzeit 3 Geschichten« lässt ein Artikel der vierten Mannschaft dem Leser die Schamesröte ins Gesicht steigen - und den im Medium werbenden Unternehmen vermutlich die Zornesröte.

Das Vokabular ist derart sexistisch, dass es kaum möglich ist, an dieser Stelle Passagen aus dem zweiseitigen (!) Schmuddeltext zu veröffentlichen. Zum Inhalt der »fiktiven Geschichte«: Sieben Männer - handelt es sich dabei vielleicht sogar tatsächlich um Akteure der vierten Mannschaft des SCW? - beschreiben in aller Ausführlichkeit, wie sie am Freitagabend in Paderborn auf Brautschau gehen. Frauenfeindliche Bezeichnungen wie »ortsansässige Puppen«, »allerfeinstes Stöckelwild«, »keine Kühe vom Land sondern Tipptopp-Premiumware«, »Hackfleisch«, »gut gebaute Osterhasen« oder einfach »das Ding« ziehen sich durch den Artikel. Zitat eines »erfolgreichen« SCW-Kickers über seine Eroberung: »Die ist komplett dicke und kann kaum noch sprechen, dafür knutscht die aber wie Teufel!«
Auffällig: nicht zum ersten Mal sorgt ein Artikel aus dem Vereinsheft für Diskussionen. Bereits in der Vergangenheit eckten die Verfasser der Texte immer wieder an und wirbelten mit einigen Formulierungen mächtig Staub auf. Die Grenze zwischen Humor und Verunglimpfung (auch einzelner, namentlich genannter Personen) wird immer wieder überschritten. »Unser Vereinsheft wird meist mit ganz heißer Nadel gestrickt. Da bleibt kaum Zeit, sich alle Artikel noch einmal genau anzuschauen. Ich zum Beispiel kenne diesen Beitrag unserer vierten Mannschaft überhaupt nicht«, entschuldigt sich Anzeigenchef Volker Kemper gegenüber dem WESTFALEN-BLATT. Beschwerden lägen angeblich noch nicht vor.
Doch vor allem die Sponsoren, auf der genannten Doppelseite werben acht Firmen von der Druckerei bis hin zum Kreditinstitut, dürften über derartige verbale Auswüchse nicht gerade erfreut sein. Im krassen Gegensatz steht zudem die Werbung, die der SCW auf seiner Internetseite für sein Heft betreibt. Zitat: » . . . hat sich das Magazin als ein informelles Forum für den Verein SC Wiedenbrück weit über die Stadtgrenzen hinaus etabliert. Dank dem professionellen Aufbau . . . wurde dem Magazin schon des öfteren von verschiedenen unabhängigen Medienvertretern Regionalliganiveau bestätigt. Spannende und humorvolle Berichte.«
Die Reichweite des »SCW aktuell« ist übrigens recht enorm. Je 500 Hefte liegen bei den 15 sonntäglichen Heimspielen und dem jährlichen Hallenturnier aus. Des weiteren werden in der Stadt Rheda-Wiedenbrück nochmals 500 Hefte an öffentlich hochfrequentierten Orten ausgelegt. Weitere 300 Hefte werden über den Lesezirkel im Kreisgebiet verteilt.
»Wir werden uns der Kritik annehmen und die entsprechenden Personen informieren, dass sie in Zukunft etwas zurückhaltender sein sollen«, verspricht Volker Kemper, der in dieser Hinsicht auch schon ein Gespräch mit Daniel Bremehr geführt hat. Der SCW-Keeper, der ebenfalls regelmäßig im Vereinsheft zu Wort kommt, hat bereits signalisiert, dass er in Zukunft nur noch Personen auf die Schippe nehmen wird, die ihm persönlich bekannt sind. »Auch da hat es in der Vergangenheit einige Irritationen gegeben«, bestätigt Kemper.

Artikel vom 28.10.2004