28.10.2004 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Martin singt das Lied vom Tor

Vorderbrügge, der Zufalls-Stürmer - Ein Regionalliga-Einsatz unter Dietz

Von Dirk Heidemann
Westerwiehe (WB). »Ein Freund, ein guter Freunde, das ist das Schönste was es gibt auf der Welt.« Wenn Martin Vorderbrügge mit seinem Männergesangsverein »Liedertafel Westerwiehe« dieses deutsche Volkslied anstimmt, bezieht sich der Refrain auch auf sein eigenes Leben. Im Fußballer-Herbst, der Torjäger wurde am 12. August 30 Jahre alt, kehrte der Kaunitzer zur Germania zurück, um mit alten Weggefährten wie Maik Friesmeyer, Tobias Pollmeier, Daniel Saur oder Walter Mickenbecker die Karriere langsam ausklingen zu lassen.


Seit vier Jahren ist Vorderbrügge im MGV aktiv, zweimal pro Monat wird geprobt. Der 35 bis 40 Mann starke Chor tritt seriös gekleidet in einheitlichen Sakkos auf Stadtfesten oder Weihnachtsmärkten auf. An den Wochenenden gibt der Stürmer hingegen derzeit in der Bezirksliga Staffel 4 den Ton an. Mit neun Treffern ist Vorderbrügge Führender der Torjägerliste - Jakob Wiens aus Marienfeld kommt ihm mit acht »Buden« am nächsten.
Bis einschließlich zur C-Jugend kickte Martin Vorderbrügge beim FC Kaunitz, ging dann zum SC Verl und spielte neben der A- und B-Jugend an der Poststraße auch vier Jahre lang in der zweiten Mannschaft. Es folgte sein erster Wechsel nach Westerwiehe (für drei Jahre), ehe er noch einmal für zwei Jahre beim SCV anheuerte. In dieser Zeit folgte auch die Wandlung vom einstigen Manndecker oder linken Mittelfeldspieler zum Stürmer. »Da Tobi Wiens oftmals im Kader der Oberligamannschaft stand, hatten wir mit Fatmir Laci in der Reserve im Prinzip nur noch einen echten Stürmer. Aus der Not heraus wurde ich dann im Angriff aufgestellt - ich bin also aus Zufall Torjäger«, schmunzelt der mit seiner Freundin Stephanie im umgebauten Elternhaus lebende Vorderbrügge, der nun aber auf den Geschmack gekommen ist: »Tore schießen macht Spaß.«
Nun auch wieder in Westerwiehe. Mit der Germania belegt er derzeit den fünften Rang, nur drei Zähler hinter Tabellenführer Soester SV. »Bei mir persönlich läuft es ähnlich gut wie im Vorjahr, als ich in der Hinserie 13 Mal getroffen habe und mit dem SC Verl II oben dran war. In der Rückserie fehlte uns damals dann die Konstanz. Doch bei der Germania wird das sicher nicht passieren, denn wir haben einige erfahrene Akteure in unseren Reihen«, so Vorderbrügge, für den der Aufstieg allerdings (noch) kein Thema ist. »Wir wollen in der Tabelle so hoch wie möglich kommen, ansonsten stehen für mich vor allem die Geselligkeit und der Spaß am Fußball im Vordergrund. Hier in Westerwiehe stimmt nämlich auch die dritte Halbzeit«, grinst der Torjäger, der nach seiner Ausbildung zum Industriemechaniker bei Miele bei Beckhoff Industrieelektronik in Verl noch eine Zusatzausbildung zum Energieelektroniker, Fachrichtung Anlagetechnik, absolviert hat. Nun ist Martin Vorderbrügge unter der Woche meist auf Montage im Bereich Maschinenbau unterwegs.
Trotz insgesamt sechs Jahren beim SC Verl hat es für ihn übrigens nur einmal zu einem Einsatz in der ersten Mannschaft gelangt. Unter Bernhard Dietz lief Martin Vorderbrügge in seinem ersten Seniorenjahr in Lüdenscheid auf. »Mir hat es am nötigen Talent gefehlt. Ich war einfach zu langsam«, gibt der 30-Jährige unumwunden zu: »Zudem bin ich kein Filigrantechniker, wie es beispielsweise ein Walter Mickenbecker ist.« Den Sprung in die Landesliga traut sich Vorderbrügge in seinem reifen Fußballer-Alter jedoch noch zu: »Wenngleich es dort mit dem Toreschießen sicherlich schwerer wäre. So viele Treffer, wie sie Jens Grundmann in Avenwedde macht, würde ich wohl nicht schaffen.«

Artikel vom 28.10.2004