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Band mittendrin »auf Schalke«

Kreisliga A-Coach absolviert Vier-Wochen-Praktikum als Trainerassistent

Von Sören Voss
Bielefeld (WB). Von der Kreisklasse in die Bundesliga - dieser Karrieresprung ist für den Bielefelder Matthias Band wahr geworden - zumindest für einen Monat. Der Trainer des A-Ligisten BV Werther absolviert beim FC Schalke 04 derzeit ein Trainerpraktikum. Das WESTFALEN-BLATT besuchte Band »auf Schalke«.

Gleich am ersten Tag durfte Band an der allmontäglichen Wochenendbesprechung teilnehmen. »Ich bin hier von Anfang an offen und herzlich aufgenommen worden. Mir war nach einer halben Stunde klar, dass hier sehr zielstrebig und kompetent gearbeitet und ausgebildet wird«, resümiert Band. Allein das Trainingsgelände und die Infrastruktur haben Band schwer beeindruckt: »Hier kann man unter idealen Bedingungen mit einer Mannschaft hervorragend arbeiten.«
In der ersten Woche arbeitete Band viel im »Schulprojekt« mit. Schalke pflegt eine Kooperation mit der Gesamtschule Berger Feld, die sich gleich um die Ecke befindet. Im Moment umfasst das Schulprojekt 17 Jugendliche der C- bis A-Jugend, die in der dritten und vierten Stunde, wenn die anderen Unterricht haben, ein zusätzliches Training genießen. Die Kooperation ist Teil des Leistungszentrums auf Schalke, zu dessen Aufbau alle Erst- und Zweitligisten verpflichtet sind.
In der Jugend- und Amateurabteilung arbeiten 18 hauptamtliche Mitarbeiter - davon acht Trainer und Koordinatoren und ein Chefscout - unter der Leitung von Bodo Menze und Helmut Schulte. Der Rest kümmert sich um Pressearbeit, Logistik und vieles mehr.
Fünf der 17 Jugendlichen sind im Internat des Leistungszentrums direkt auf der Anlage untergebracht; ein sechster ist im Oktober hinzu gekommen. Zwei Plätze sind noch frei. Es wird genau auf die Auswahl geachtet, denn »für die Jungs ist das alles ziemlich anstrengend: sieben Mal Training pro Woche plus Spiel und Kompensationsunterricht für die ausgefallen Stunden am Nachmittag«, weiß Band um die Belastung und die Problemchen der Kicker. Die Jungs müssen ordentlich in der Schule, zum anderen aber auch besonders stressresistent sein.
Ein weiterer Eckpfeiler im Jugend- und Amateurbereich ist das Scoutingsystem. Hier hat Band ebenfalls eine Menge an Infos mitgenommen, obwohl er mit Sichtungsmaßnahmen vom DFB-Stützpunkt in Steinhagen durchaus vertraut ist. Höhepunkt war der Besuch des U-18 Ländercups in Duisburg, bei dem alle 21 Länderauswahlen gegeneinander antreten. Unter der Augen von Michael Skibbe, Horst Hrubesch, Klaus Sammer, Jörg Daniel und weiteren DFB-Trainern versuchen die Talente hier auf sich aufmerksam zu machen. Das Ganze gleicht einer großen »Spielerbörse», weil sich dort neben den Sichtern der Bundesligisten auch viele Berater herumtummeln. Nur die wenigsten schaffen den Sprung in der Profibereich. »Das zeigt, dass es neben dem Talent auch zum großen Teil auf die Einstellung der Jungs ankommt«, konstatiert Band.
Im Laufe der vier Wochen hat Band fast jede Mannschaft von Schalke 04 beobachtet oder beim Training assistiert, sowohl mit einer F-Jugend-Sichtungsgruppe als auch bei der U 14 mittrainiert. Der Schwerpunkt der Trainerassistenz lag aber im B- und A-Jugend- und vor allem Amateurbereich. »Die Spieler sind hier alle sehr motiviert und gut ausgebildet«, ist Band fast schon ein bisschen neidisch. Neben neuen Spiel- und Übungsformen konnte der Mann aus Bielefeld vor allem in den Bereichen Mannschaftsführung und Coaching eine Menge dazu lernen: »Insbesondere von Manfred Dubski (B-Jugend), Norbert Elgert (A-Jugend) und Gerhard Kleppinger (Amateure) konnte ich mir eine große Scheibe abschneiden.« Vor allem »Kleppo« habe Band gleich ins kalte Wasser geworfen. Beim ersten Training musste der Gast vom BV Werther beim »Kreis spielen« höllisch aufpassen, kein »Abo« zu bekommen, weil die Amateure technisch alle sehr stark sind, durfte aber gleich danach das Warmmachprogramm übernehmen. »Das hat mich zwar etwas überrascht, aber gleichzeitig auch sehr gefreut«, dankte Band Kleppo für dieses Vertrauen.
Nach knapp vier Wochen ist das Praktikum fast vorbei. »Es ist zwar schade, dass ich nach relativ kurzer Zeit, nachdem ich gerade mit Mannschaft und Trainer warm geworden bin, wieder weg muss, aber andererseits warten zu Hause in Bielefeld wichtige Dinge auf mich. Insgesamt gesehen war das Praktikum für mich eine absolute Bereicherung«, bilanziert Band.

Artikel vom 28.10.2004