27.10.2004 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Hahnenkämpfe«
ohne Gockel

Dornbergs Vizepräsident tritt zurück

Von Werner Jöstingmeyer
Bielefeld (WB). Fußball-Verbandsligist TuS Dornberg kommt einfach nicht zur Ruhe. Nachdem letzte Woche der im Mai zurückgetretene Manager Hans-Werner Freese wieder inthronisiert wurde, kündigte jetzt der 2. Vorsitzende Hans-Hermann Gockel seine Mitarbeit auf. Der Grund für seine Demission sind Äußerungen bezüglich seiner Person von Vereinschef Willy Epke, die der »Vize« als »sehr enttäuschend« empfindet.

Was 1999 in der Kreisliga C mit einer echten Männer-Freundschaft begann, ist in der »schrecklichen netten Dornberger Familie« seit einigen Monaten endgültig zerbrochen. Damals trafen sich bei einem Spaziergang zufällig Hans-Werner Freese und Hans-Hermann Gockel und beschlossen die völlig am Boden liegende Fußballabteilung des TuS zu beleben. Die Folgen klingen wie ein Märchen. Dornberg, als von Gockel initiierter »Partner der Wirtschaft«, eilte von Erfolg zu Erfolg und stieg innerhalb von fünf Jahren ohne Zwischenstopp vom Kreis-Unterhaus bis in die Verbandsliga auf.
Aus dem »Macher-Duo« Freese/Gockel war inzwischen längst ein Trio geworden. Der SAT1-Fernseh-Moderator Gockel hatte den Geschäftsführer der erfolgreichen






















Immobilienfirma AREAL-Bauträger, Willy Epke, als Präsident und Hauptsponsor mit ins Boot geholt. Bei seiner Amtsübernahme versicherte Epke damals: »Ich bin kein einfacher Präsident und werde stets meine Meinung sagen.«
Wie schon in früheren Dornberger Zeiten wurden mit dem wachsenden Erfolg die internen »Hahnenkämpfe« immer größer. Nach dem Landesligameisterstück im Mai dieses Jahres fühlte sich Teammanager Freese vom Vorstandsduo Epke/Gockel ausgebootet und trat zurück. Die sportliche Verantwortung - auch für die Transfers - wurde fortan Trainer Andreas Brandwein übertragen. Weils in der neuen Spielklasse Verbandsliga nicht lief und der TuS Dornberg mittlerweile das ungewohnte Tabellenende ziert, wurde die Kritik an Brandweins Einkaufspolitik immer größer. Präsident Epke kürzlich: »Man wirbt nicht mit Verlierern. Das sage ich als Werbepartner und Hauptsponsor. Der Nichtabstieg ist ein Muss.«
Während Willy Epke immer häufiger den Kontakt zum ehemaligen Manager Hans-Werner Freese suchte und ihn im Auftrag des Vorstandes (einstimmiger Beschluss) schließlich wieder zur Mitarbeit überredete, »giftete« jetzt Hans-Hermann Gockel öffentlich in Richtung Freese. Es gibt Leute, die laufen in Dornberg wie Falschgeld herum, zu denen gehört auch Freese, soll er gesagt haben. Präsident Epke war schockiert und reagierte entsprechend: »Wenn diese Aussage stimmt, müsste man Gockel aus dem Verein ausschließen.«






















Diese »Drohung« brachte wiederum bei Hans-Hermann Gockel das Fass zum Überlaufen. »Mir über die Presse mit einem Vereinsausschluss zu drohen empfinde ich - gelinde gesagt - als geschmacklos«, schrieb der Ehrenamtsträger des Deutschen Fußballbundes jetzt an »seinen lieben Willy« und legte sein Amt als Vizepräsident nieder. Gockel hatte diese seltene Auszeichnung vor drei Jahren für sein besonderes Engagement im Verein erhalten.
Während Hans-Werner Freese gestern die Ereignisse nicht kommentieren wollte, zeigte sich »Präses« Willy Epke überrascht und schockiert. Das Ganze sei ziemlich hoch gespielt und aus dem Zusammenhang gerissen worden, versicherte er und gab zu: »Weder Gockel noch ich sind Fußball-Experten. Deswegen haben wir Hans-Werner Freese zurück ins Boot geholt.« Nach seiner Rückkehr vom Arbeitsurlaub in der Schweiz will Epke mit Gockel ein Gespräch führen und versuchen ihn umzustimmen. Allerdings kündigte der Präsident auch an: »Sollte mir das nicht gelingen, so wird auch ohne Hans-Hermann Gockel in Dornberg weiter Fußball gespielt.« Dennoch war Epkes Frust über die »Hahnenkämpfe« nicht zu überhören: »So allmählich ist meine Schmerzgrenze errreicht.«

Artikel vom 27.10.2004