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Das »Opfer« im Schlepptau

Deutsche Meisterschaften im Rettungsschwimmen: Gute Ausbeute

Kreis Gütersloh (WB). Die Arme werden immer schwerer. Ein Blinzeln aus dem Augenwinkel auf die Nachbarbahnen bringt aber die anspornende Gewissheit, noch gut im Rennen zu liegen. »Nur nicht schlapp machen«, denkt sich deshalb Johannes Dobrzanski, als der Rettungsgurt auf der nackten Schulter zu schmerzen beginnt.

»Wenn der André, der an der kurzen Leine hängt, nur nicht so schwer wäre . . .«, wünscht sich der Gütersloher allerdings, als der Kampf um die Medaillen bei der deutschen Meisterschaft im Rettungsschwimmen in seine heiße Phase tritt.
Das »Opfer« strampelt immerhin kräftig mit. André Westermann muss sich bei der Gurtretterstaffel nämlich nicht ganz untätig abschleppen lassen. Nach 50 Metern schlägt Johannes Dobrzanski mit seinen Flossen an den Füßen endlich an. Der Blick auf die Anzeigetafel bringt ihm sofort die Gewissheit: Der 3. Platz in dieser Disziplin reicht aus. Er ist mit seiner Mannschaft deutscher Vizemeister im Rettungssschwimmen geworden.
Ebenso überraschend wie die DLRG Gütersloh im Vorjahr gewonnen hatte, reichte es am Sonntag für Westermann, Dobrzanski, Daniel Bach, Matthias Bürger und Oliver Brinkmann in Paderborn zu diesem zweiten Treppchenplatz. Aber sie hatten nicht nur in vier Rettungsstaffeln bewiesen, dass sie schnell schwimmen können. Sie bewiesen auch, dass sie Leben zu retten vermögen. Als fünfte Übung wurde ihnen nämlich Beatmung und Herzdruckmassage abverlangt.
Neben der Schnelligkeit beim Schwimmen kommt es im Rettungsschwimmsport nämlich auf einen sachgerechten Umgang mit den »Opfern« an. Muss die in einigen Disziplinen zu schleppende Puppe zu lange tauchen, gibt es Strafpunkte. So wie für Westermann, der deshalb in der Einzelwertung des Rettungsfünfkampfes nur Platz neun statt Rang fünf belegte. Schade.
»Wer bei einer DM nicht auf Risiko schwimmt, kann auch nichts gewinnen«, weiß Britta Uekötter von der DLRG Harsewinkel jedoch. Die 15-Jährige wäre in ihrer Altersklasse unter die Top Fünf gekommen, wenn sie etwas mehr Rücksicht auf ihr »Opfer« genommen hätte.
Besser machte es Uekötters Teamkameradin Franziska Dobranski. Die Gütersloherin war am Sonntag nach zwei Vereinsrekorden überrascht, wie sehr sie sich im Vergleich zur Weltmeisterschaft, die vor vier Wochen in Italien stattfand, verbessert hatte. Platz fünf ist das bisher beste Ergebnis der 18-Jährigen bei deutschen Meisterschaften. Dobrzanski, Uekötter, Kerstin Gausmann und Anna Rother fehlten indes am Ende nur drei Hundertstelsekunden. »Ich bin trotzdem zufrieden. Bei 16 Starts sind die Mädel schließlich 13 Bestzeiten geschwommen«, tröstete Trainer Dirk Brockmeyer. Eine Bilanz, die sich für seine Truppe wirklich sehen lassen kann.
Mit drei Punkten Rückstand gewann Fabienne Göller von der DLRG Rheda-Wiedenbrück die Silbermedaille in ihrer Altersklasse. Die Zwölfjährige verbesserte im Hindernis- und Flossen- sowie im Kraul- und Rückenschwimmen die fünf Jahre alten Vereinsbestmarken. Außerdem gewann Göller Mannschaftsgold in der Ak 12. »Ich bin übergücklich.«
Ebenfalls zwei Medaillen gewann in der Paderborner Schwimmoper der Verler André Held. In den Einzelwettkämpfen wurde er Dritter seiner Altersklasse. Mit Stefan Hainke, Katharina Künnen, Niklas Schlottmann und Florian Stieglmaier gewann dann Held für die DLRG Rheda-Wiedenbrück sogar Mannschaftsgold in der Ak 16.

Artikel vom 27.10.2004