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Alternative zum Altersheim

Dokumentarfilm »Die Wahlfamilie« im Lichtwerk


Bielefeld (uj). Mit Gleichgesinnten in einer Gemeinschaft leben, nicht allein oder im Altenheim alt werden -Êwer wünscht sich das nicht? Für die Mitglieder der Bielefelder Wahlfamilie soll es nicht beim Wünschen bleiben. Ihre Idee, in einem von mehreren Generationen bewohnten Haus anders älter zu werden, nimmt langsam Gestalt an.
Was, wie und wozu -Êdarüber gibt ein gut 30-minütiger Dokumentarfilm des Videofilmers Oliver Meyer Auskunft, der in Einzelinterviews sowohl die Ziele als auch die Menschen des 1998 gegründeten Vereins »Wahlfamilie Bielefeld« vorstellt. Er wird am Sonntag, 31. Oktober, um 11.30 Uhr im Lichtwerk gezeigt und kann kostenlos besucht werden. »Wir hoffen, auf diesem Wege auch jüngere Menschen für unser Projekt zu gewinnen«, sagt Hartmut Vollmer (64), erster Vorsitzender.
Derzeit engagieren sich gut ein Dutzend Menschen, die meisten im Rentenalter, im Verein. Sie arbeiten daran, selbstbestimmt, aktiv, mit jüngeren Menschen, Paaren oder Alleinstehenden unter einem Dach zu wohnen. Nach der Projektierung war 2001 auch ein Investor gefunden worden, der damals in enger Absprache mit den Mitgliedern an der Prießallee ein barrierefreies Haus bauen wollte, mit Wohnungen und Gemeinschaftsräumen. Doch der Investor sprang ab und mit ihm viele Mitglieder, denen auf dem langen Weg zum Mehrgenerationenhaus der Atem ausging.
Nun aber hat die Ravensberger Heimstätten GmbH Bereitschaft signalisiert, im Neubaugebiet Hof Hallau ein entsprechendes »Wunschhaus« zu bauen. Es wird ein Mietobjekt mit geförderten und frei finanzierten Wohnungen. »Das Projekt besitzt für uns Vorbildcharakter. Da der Verein seine Vorstellungen klar dargelegt hat, können wir viel zielgerichteter planen als bei anderen Objekten«, betont Berthold Prunzel, Geschäftsführer der Ravensberger Heimstätten.
15 bis 18 Parteien werden nach jetzigem Stand in unterschiedlich großen Wohnungen dort unter kommen. Der Quadratmeterpreis liegt zwischen 4,30 Euro und 6,50 Euro. Zwar fließen Gestaltungsvorstellungen der Vereinsmitglieder mit in die Planungen ein, gleichwohl ist der Bauherr an die Richtlinien des städtischen Bebauungsplans gebunden. Danach müssen Wohnräume nach Süden ausgerichtet werden. Im konkreten Fall in Richtung Universtiätsstraße und Straßenbahntrasse. »Wir sehen uns als Lärmschutzwall missbraucht«, kommentiert Peter Munsche das städtische Korsett. Der zweite Vorsitzende des Vereins appelliert an die Politik, zukunftsweisende Initiativen wie die Wahlfamilie zu unterstützen.
Mitglieder des Vereins und der Filmer werden am Sonntag im Lichtwerk anwesend sein, um weitere Fragen zu beantworten.

Artikel vom 27.10.2004