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Streik wird
nicht mehr
ausgeschlossen

Ärger um Krankenhausfusion

Von Matthias Meyer zur Heyde und Bernhard Pierel (Foto)
Bielefeld (WB). Die Klagen über unzulängliche Informationen häufen sich: Die Mitarbeiter Bethels und des Johanneswerks sind nicht damit einverstanden, wie die Geschäftsführung ihnen die Fusion von Johannneskrankenhaus, Gilead und Mara verkauft.

Die zum 1. Januar 2005 beschlossene Fusion der drei Häuser zum Evangelischen Krankenhaus Bielefeld (EvKB) soll gelingen, das wollen alle Mitarbeiter, aber »wenn uns nicht endlich reiner Wein engeschenkt wird, schließen wir Streiks nicht mehr aus«, erklärt Dietmar Wenner von der Mitarbeitervertretung MAV Mara. »Wesentliche Fragen zum Tarifrecht, zur Zukunft der MAVen und zur Beschäftigungssicherung sind weiter ungeklärt«, moniert Jens Ortmann, Vorsitzender der MAV Johanneskrankenhaus.
Nach den Mitarbeiterversammlungen gestern und am vergangenen Donnerstag wurde eine Resolution verabschiedet, in der die Hauptgeschäftsführung aufgefordert wird, strittige Punkte zu klären. »Aber man scheint uns hinhalten zu wollen«, sagt Wiltrud Karbe, Vorsitzende der MAV Gilead. Besonders enttäuscht sind die Beschäftigten in Bethel und im Johanneswerk, weil Bethel-Chef Pastor Friedrich Schophaus zu Beginn der Fusionsgespräche schriftlich verkündet hatte, man wolle offen und fair miteinander reden - das sei man sich unter Christen in der Diakonie schuldig.
Besonders erbost sind die Betroffenen, die den Abbau von »deutlich mehr als 200 Stellen« fürchten, weil die Geschäftsführer Karsten Gebhardt (Gilead/Mara) und Franz Streyl (Johanneswerk) sie bis heute nicht offen über die Form der Fusion informiert haben. Ursprünglich war ein Zusammengehen der drei Häuser geplant, jetzt soll Gilead die beiden anderen »schlucken«.
Nun darf gerätselt werden: Gilt die Zusage - keine Entlassungen - auch unter den neuen Vorzeichen? Formulierungen wie »verträgliche Personalanpassung« (Schophaus) interpretiert man in den MAVen geradezu als »bedrohliche Signale«. »Die Schmerzgrenze ist erreicht«, erklärt Ortmann.
Die Beschäftigten sehen zudem mit Sorge, dass künftig nur noch die MAV Gilead (14 Beschäftigte) die Interessen der 4200 Mitarbeiter des geplanten EvKB (1700 Betten) vertreten sollen (bisher: 14 Gilead, 7 Mara, 13 Johanneswerk). »Welche Fragen wir auch stellen: Stets werden wir auf unbestimmte Zeit vertröstet«, beschwert sich Wiltrud Karbe.

Artikel vom 27.10.2004