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Die »Gondoliera« muss weiter üben


Venedig (dpa). Die junge Deutsche Alexandra Hai ist sauer auf die venezianischen Gondolieri. Die 37-Jährige fiel nach eigenen Worten zum fünften Mal beim Examen zur Gondelfahrerin durch. Während die Prüfungskommission schwere Fehler geltend macht, sieht sich die Frau als Opfer.
Sie spricht sogar von Frauenfeindlichkeit: Den stolzen Gondolieri gehe es vor allem darum, ihren exklusiv-männlichen Berufsstand zu verteidigen, sagte Alexandra Hai. »Die Venezianer sind noch nicht soweit, eine Frau und noch dazu eine Ausländerin als Gondoliera zuzulassen.«
Rein fachlich und professionell sei das Examen gewesen, kontert der Chef der Gondolieri-Organisation, Roberto Süssberg. »Wir sind erstaunt, dass Alexandra nach all den Jahren noch immer so viel Fehler macht.« Dabei lebe sie bereits seit acht Jahren in der Lagunenstadt, zudem könne sie in ihrem derzeitigen Job als »Matrose« auf einem Vaporetto Erfahrungen sammeln. Und schließlich sei das Examen diesmal gar nicht besonders schwer gewesen, am Prüfungstag war der Wellengang der Lagune eher gering.
Einziger Trost für die Deutsche: Im Schnitt schaffen nicht mal ein Drittel der Bewerber die Prüfung. Trotz dieser hohen Hürde ist der Job aber sehr beliebt: Mehr als 400 Gondolieri befahren die venezianischen Kanäle - allesamt italienische Männer, noch.

Artikel vom 27.10.2004