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Antragsmarathon im Amt

Agentur für Arbeit setzt auf eine eigene Plakataktion

Von Michael Diekmann
und Bernhard Pierel (Foto)
Bielefeld (WB). »Es ist nicht fünf Minuten vor, sondern schon zehn Minuten nach zwölf«, sagt Monika Ramm-Schüller zum Stand der Dinge beim Arbeitslosengeld II.

Von heute an wirbt die Bielefelder Agentur für Arbeit mit Plakaten, um alle Berechtigten zu erreichen. »Wie? Sie brauchen im Januar kein Geld?« - das Plakat der Bundesagentur fällt sofort ins Auge. Es soll so wie ähnliche Motive in den Bielefelder Autobussen und Stadtbahnen angebracht werden. Großes Problem bei der Bearbeitung der Anträge von Arbeitslosengeld II, dem neuen aus Sozialhilfe und Arbeitslosenhilfe hervorgegangenen Versorgungssystem: Es sind noch viel zu wenige Anträge ausgefüllt zurückgekommen. Agentursprecherin Ramm-Schüller: »Bei einer durchschnittlichen Bearbeitungszeit von vier Wochen wird es eng.«
In dem großen Raum in der vierten Etage des Amtsoldtimers herrscht Stille. Was früher Versammlungsraum der Behörde in der Friedenstraße war (1920 errichtet), ist in den vergangenen Tagen zur Erfassungsstelle umgerüstet worden. Am Donnerstag kamen die Passworte für den Computer, Freitag war Probelauf, seit Montag sind zehn Fachkräfte mit der Eingabe der vielseitigen Anträge in den Computer beschäftigt. Auf dem Tisch von Regine Thiessen und Nadine Schmitz stapeln sich die Akten. Dunkelbraun sind die Deckel: Damit unterscheidet der Fachmann die neuen Vorgänge von der bisherigen Arbeitslosenhilfe (blaue Deckel).
Erschwerend kommt schließlich hinzu, weiß die Fachfrau, dass man bei den Zahlen immer nur mit momentanen Werten operieren kann. Während einerseits ALG II-Anträge abgearbeitet werden, rutschen täglich neue Klienten der Bundesagentur vom Arbeitslosengeld in die -hilfe. Insgesamt 45 Eingeber sind allein in der Agentur in Bielefeld tätig, haben bereits 7000 Akten bearbeitet, warten aber noch auf 2000. Ganz anders im Sozialamt der Stadt: Dort fehlen noch 5000 der 7000 aus der Sozialhilfe abgeleiteten Fälle.
BfA-Teamleiter Volker Grams: »Ohne Überstunden geht es nicht ab.« Die Bearbeiter kommen aus allen Abteilungen der Behörde und von der Telekom-Personal-GmbH Vivento. Ob die insgesamt in Bielefeld vorhandenen 69 Datenplätze zur Bearbeitung kurz vor Neujahr tatsächlich ausreichen, weiss momentan niemand.

Artikel vom 27.10.2004