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Kipferl wehrt
Dämonen ab


Gebildbrote haben in Kult und Aberglauben der Völker seit Urzeiten eine wichtige Rolle gespielt. Manche dieser alten Gebäckformen haben sich bis ins 20. Jahrhundert erhalten, ohne dass damit heutzutage noch irgendeine Bedeutung verbunden wird. Im Hörnchen (Vanillekipferl, Butterplätzchen) etwa kann man das Dämonen abwehrende Zeichen der Mondsichel erkennen. Der gedrehte Ring bedeutet Glückwunsch für ein gute neues Jahr. Und der Schimmelreiter, ein germanisches Götterbild, wurde zum heiligen Nikolaus umgedeutet. Bekannt ist dieses Gebäck als »Springerle«. Ganz dem kinderfreundlichen Heiligen geweiht, sind jedoch die Spekulatius. Der Name kommt vom lateinischen Wort für Bischof - »speculator«.
Die Kunst des Lebkuchenbackens wurde zuerst in den Klöstern gepflegt. Mönche mischten Kräuter, Säfte und exotische Gewürze, die allesamt Pfeffer genannt wurden, um eine gehaltvolle Nahrung für die Fastenzeit des Advent zu haben. Die Aachener Printen, fein gewürzte, mit Kandiszucker gesüßte rechteckige Lebkuchen, wurden anfänglich als Heiligenbildchen in Formen gedrückt, was sprachlich zum holländischen »prenten« (drucken) passt.

Artikel vom 24.12.2004