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Geschäfte sind eine Gefühlssache

Bürgermeister und Wirtschaftsförderer besuchen Unternehmen auf der »K 2004«

Von Monika Schönfeld
(Text und Fotos)
Düsseldorf/Schloß Holte-Stukenbrock (WB). Tagesgespräch bei der weltweit größten Kunststoffmesse waren nicht gigantische Maschinen. Es war der Messeauftritt des Schloß Holte-Stukenbrocker Unternehmens Bastian Wickeltechnik, das ihre Produkte »nebenbei« präsentierte, mit den Menschen aber über einen Ferrari-Fahrsimulator in Kontakt kam. »Ein pfiffiger Messeauftritt bringt mehr als eine tote Maschine«, ist sich Horst Bastian sicher. Erwachsene Männer stehen mit leuchtenden Augen um den Formel-1-Wagen, fragen schüchtern: »Darf ich auch mal?«

Bürgermeister und Wirtschaftsförderer aus der Stadtverwaltung, Hubert Erichlandwehr und Werner Thorwesten, besuchten gestern die heimischen Unternehmen, die bei der »K 2004« auftreten. Bastian-Vertriebsleiter Holger Meyer sagte deutlich, was er von diesem Besuch hält: »So muss es sein.« Erichlandwehr und Thorwesten hatten zum ersten Mal (vor der Kommunalwahl) die Messe »Caravan« besucht, bei der Heinrich Fromme (Froli) ein von ihm entwickeltes Reisemobil vorstellte und zwei Design-Preise erhielt. »Die Unternehmen sollen sehen, dass sich Bürgermeister und Wirtschaftsförderer nicht nur dafür interessieren, wie es den Unternehmen vor Ort geht, sondern wie sie sich und damit auch den Namen Schloß Holte-Stukenbrocks in der Welt präsentieren.« Diese Wertschätzung überraschte gestern einige Unternehmen, nicht jedoch Horst Bastian, mit dem der Besuch abgesprochen war. Holger Meyer: »Leben, Kaufen und Arbeiten sind immer auch eine Gefühlssache. Wir sind mit unserem Unternehmensstandort Schloß Holte-Stukenbrock sehr zufrieden. Hier stimmen Hebesteuer-Sätze und Infrastruktur. Gut finde ich, dass der Kreisverkehr in Stukenbrock gebaut wird und viele andere Sachen. Uns werden keine Steine in den Weg gelegt. Außerdem hat die Stadt viele hochklassige Hotels wie Westhoff, Zur Post, Schloßkrug und Köster, in denen wir unsere Kunden unterbringen.«
Die alle drei Jahre stattfindende Kunststoffmesse sei für Bastian die wichtigste. »Der Erfolg einer Messe zeigt sich erst nach Jahren, wenn Kunden mit konkreten Projekten und Problemen kommen«, so Bastian. Wichtig sei es, präsent zu sein. Da gehe es nicht darum, eine spezielle Maschine zu zeigen, sondern Kontakte zu knüpfen und zu festigen. So sei der Inhaber eines türkischen Konzerns mit 10 000 Beschäftigten im Ferrari-Simulator gefahren. Man habe mehr blauen Himmel als die Fahrbahn gesehen, allerdings werde der wichtige Geschäftspartner ein positives Gefühl für Bastian von der Messe mit nach Hause nehmen. »Der Auftritt bei der Messe lohnt sich, wenn wir nur ein Kunde dazu kommt, den wir noch nicht kannten«, so Meyer. »Wenn wir eine Maschine ausstellen, zeigen wir nur zehn Prozent unserer Leistung, mit dem Ferrari zeigen wir 100 Prozent - nämlich unsere Kreativität, Flexibilität, Schnelligkeit und Zuverlässigkeit.«
Meyer sieht Parallelen zwischen Unternehmen und Politik: Beide müssen vorsichtig sein, damit sie keinen Überschlag erleben, dann wären sie weg vom Fenster. Unternehmen schätzten in der Politik Geradlinigkeit und Zuverlässigkeit. »Unser Erfolgsgeheimnis: Wir sind nicht stehen geblieben, haben uns immer weiter entwickelt.«
Bürgermeister und Wirtschaftsförderer haben sich vorgenommen, heimische Unternehmen künftig ein oder zwei Mal im Jahr bei ihren Präsentationen auf Messen zu besuchen.

Artikel vom 26.10.2004