26.10.2004 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Von meiner Seite ist die Sache erledigt«

Verler Herbststurm - doch Rückendeckung des Vorstandes überzeugt Teamchef Schröter

Verl (cas). Als die nur knapp zehnminütige, klärende Aussprache im Geschäftszimmer vorbei war und Teamchef Reinhard Schröter wieder in seiner Kabine verschwand, skandierten vor der Tür die treuen Fans: »Wir wollen die ÝNaseÜ sehen.«

Sie wussten nicht konkret, was vorgefallen war. Doch die Fans mussten die plötzlich aufgetretenen atmosphärischen Störungen in der derzeit bleihaltigen Verler Fußball-Luft geahnt haben. Wie berichtet, hatten abfällige Kommentare des hinter der Trainerbank stehenden Hauptsponsors während der Heimpartie gegen Spvg. Erkenschwick das Pulverfass zum Explodieren gebracht.
Nach Wolfgang Beckhoffs verbal-peinlicher Attacke in aller Öffentlichkeit, die sich sowohl gegen den Teamchef als auch gegen Trainer Manfred Niehaus richtete, war Reinhard Schröter schon drauf und dran, die Brocken sofort hinzuwerfen. »Am Freitag kannst du ja die Mannschaft aufstellen«, beschied er Beckhoff,. was natürlich nicht ernst gemeint war. Weil der kurzfristig einberufene Krisenrat mit den Verwaltungsrat-Herren Winfried Marquardt und Rudolf Fortkord sowie Präsident Peter Mankartz Schröter später ihr uneingeschränktes Vertrauen aussprachen, nahm dieser von seinem im Raum stehenden Blitzrücktritt wieder Abstand. Aufatmen bei allen Beteiligten.
»Von meiner Seite aus ist die Sache damit erledigt. Hätte aber nur einer der anwesenden Personen auch nur den kleinsten Zweifel geäußert, würde ich heute nicht mehr für den SC Verl arbeiten«, bleibt »Nase« seiner stets konsequent verfolgten Linie treu. »Sachliche Kritik kann ich schon vertragen. Aber nicht so, wie sie am Sonntag vorgetragen wurde - und das noch vor allen Leuten. Ich jedenfalls will immer mein Gesicht wahren«, gilt Schröters Lebens-Motto auch für den sportlichen Sektor.
Der Schulterschluss der Vorstandsabteilung mit ihm könnte indes an der Poststraße auch einen Graben aufwerfen. Immerhin ist Wolfgang Beckhoff der einflussreichste Sponsor. So entschied er vorgestern nach dem Abpfiff spontan, dass das Schiedsrichter-Gespann am gemeinsamen Mannschaftsessen bei Kampwirth teilnehmen dürfe. Aus Spargründen wollte Peter Mankartz zunächst den Referee und seine Assistenten von dem Mahl ausschließen. Stattdessen sollte sich das Trio mit nicht ganz so üppiger Kost aus der Clubküche begnügen. Der Appetit verging dann Angelo Vier, als der wegen einer Verletzung im Sprunggelenk ausgewechselte Stürmer im VIP-Raum auftauchte und sich dort von Beckhoff die provozierende Frage gefallen musste: »Und wie lange willst du jetzt krankmachen?« Ganz schön happig.
Aber die Mannschaft kränkelt ebenso in diesen Wochen: Überzeugende Heimspiele machen sich in der laufenden Serie rar, was sich auch in der gereizten Stimmung des Hauptsponsors widerspiegelt. Nach absoluter Ruhe und Harmonie seit vielen Monaten glichen die Vorfälle während und nach der Partie gegen Erkenschwick fast schon einem emotionalen Vulkanausbruch.
Reinhard Schröter indes kann die ganze Aufregung und Kritik nach vier sieglosen Begegnungen nicht nachvollziehen. »Nach dem ersten Drittel stehen immerhin 21 Punkte auf unserem Konto. Wenn wir den Plan einhalten, würden wir bis zum Saisonende auf 63 Zähler kommen. Das ist machbar«, rechnet der 57-Jährige hoch. Legt sich der Verler Herbststurm?

Artikel vom 26.10.2004