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Traumhaftes Tor-Tandem

Fatmir Vata macht Delron Buckley zum Glückspilz

Von Hans Peter Tipp
Bielefeld (WB). Von Ehepaaren sagt man, dass sie sich im Alter immer ähnlicher werden. Doch wer weiß, ob Delron Buckley und Fatmir Vata wirklich so gut wie Jack Lemmon und Walter Matthau in dem Film »Ein verrücktes Paar« harmonieren würden? Ihr sportliches Nebeneinander hat allerdings jetzt schon sprachlich abgefärbt.

»Der Delron ist ein super Spieler«, sagte Fatmir Vata. Und der Gelobte gab dieses Kompliment wortgleich zurück: »Fatmir ist ein super Spieler.« Am Samstag waren nicht mehr Worte notwendig. Außerdem hatten beide Recht. Erstmals in dieser Saison auch nominell als Sturmpartner aufgeboten, harmonierten der Südafrikaner und der Albaner, als hätten sie in ihrem Leben niemals etwa anderes getan, als miteinander zu kicken.
Allein Entstehung und Vollendung des einzigen Tores wurde so ein Fall fürs Lehrbuch: Kopfball Langkamps im DSC-Strafraum, Skelas Vorwärtspass an die Mittellinie auf Vata, der Buckleys Körpertäuschung gegen den verblüfften Simunic im Ansatz erkennt. Dann spielt er seinem Kollegen den Ball so genau in den Tempolauf, dass Linksfuß Buckley mit rechts anstoppen und aus 16 Metern platziert mit dem starken Fuß vollenden kann. Ein Konter, der den Trainer in seiner Fußball-Philosophie bestätigte: »Die meisten Tore fallen nach nur drei oder vier Kontakten«, sagt Rapolder.
Die Theorie war Zuschauern und Spielern am Samstag aber völlig gleichgültig, weil die Praxis einfach nur schön war. Und die freute auch den Trainer: »Delron und Fatmir müssen bei uns viel nach hinten arbeiten. Wenn das mit Toren belohnt wird, ist es umso besser«, sagte Rapolder. Fatmir Vata, angeblich in der vergangenen Woche von einer Bauchmuskelzerrung derartig gehandicapt, dass sein Einsatz fraglich gewesen sein soll, lief zu großer Form auf. Nach 26 Minuten degradierte er Josip Simunic nahe der linken Eckfahne zur Slalomstange: Schade, dass die Flanke etwas zu hoch für Benjamin Lense kam. Doch vielleicht hatte sich der staksige Hertha-Verteidiger vom Rotationsschwung des Albaners noch nicht erholt, als er eine knappe Viertelstunde später Buckley entscheidend aus den Augen verlor.
Vom besten Vata aller Zeiten will der 33-Jährige zwar nichts wissen, aber mit der Welt im Reinen war er schon: »Mir fehlen vielleicht ein, zwei Tore. Aber ich bin trotzdem zufrieden.« Über sein Verständnis mit Buckley meinte er: »Ich kenne ihn mittlerweile und weiß, wo er hinläuft. Eigentlich soll er mich auch mal in Szene setzen, aber wenn ich solche Vorlagen geben kann, ist es okay.«
Und so kann der südafrikanische Nationalspieler als Torjäger-Qualitäten auftrumpfen wie lange nicht mehr. Fünf Treffer hat er bereits erzielt, in Bochum hat er in seiner besten Saison mal sechs geschafft - insgesamt. In Bielefeld ist er zum »Glückspilz« geworden. Im gleichnamigen Film hießen die Hauptdarstellern übrigens auch Lemmon und Matthau.

Artikel vom 25.10.2004