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Landwirte: »Kriegszustand«

Lebensmittel sind mehr wert als Discounter verlangen


Kreis Gütersloh (wow). Der Arbeitskreis Direktvermarktung im Kreis Gütersloh der Landwirtschaftskammer NRW spricht von einem »Kriegszustand«. Dieser Krieg werde um die Kaufkraft der Verbraucher geführt, sagt Arbeitskreissprecher Gerhard Kattenstroth aus Gütersloh, und das könne nicht mehr so weitergehen. »Wir werden uns wehren.« Durch den ruinösen Wettbewerb des Lebensmitteleinzelhandels und der Discounter sei die Existenz vieler Direktvermarkter in Gefahr.
Auf einer Pressekonferenz schilderte der Arbeitskreis gestern die Situation in der Landwirtschaft unter Berücksichtigung des Preisverfalls. »Lebensmittel dürfen nicht zu Ramschprodukte werden«, fordert Kreisverbandsvorsitzender Arnold Weßling und erklärte auch gleich die für ihn fatalen Folgen: »Die Strukturen der Sicherheit werden zerstört.«
Die Bauern im Kreis Gütersloh erzeugen Lebensmittel für die Bevölkerung. Kreislandwirt Karl Meise: »Es sind Nahrungsgüter mit hoher Qualität, Produktvielfalt und Regionalität auf gesicherter Basis.« Trotzdem würden in Deutschland, so Arnold Weßling, die Nahrungsmittel immer noch über den Preis und weniger über die Qualität im Lebensmitteleinzelhandel ausgelobt. Dadurch habe sich eine regelrechte Wertevernichtung in Gang gesetzt, die den viertgrößten Wirtschaftszweig in Deutschland, die Land- und Ernährungswirtschaft mit etwa 4,2 Millionen Beschäftigten, existenzbedrohend gefährde. Weßling: »Nichts gegen Schnäppchen, doch mit Dauerniedrigpreisen und Angeboten unter Einstandspreis wird die Wertschöpfung und damit letztendlich der Wert der menschlichen Arbeit auch unserer Landwirte vernichtet.« Man ist sich einig: »Die Landwirtschaft trägt im Kreis Gütersloh wegen ihrer Standortgebundenheit zur Sicherung von Arbeitsplätzen bei.« Daher appelliere man an die Solidarität der Verbraucher um dem »Billig-Trend« entgegenzuwirken.

Artikel vom 23.10.2004