23.10.2004 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Alles andere als altbacken

Andrea Berg überzeugte ihre Fans in der ausverkauften Stadthalle

Von René Gast und
Bernhard Pierel (Foto)
Bielefeld (WB). Als gesprächiger Schlagerstar, der den Kontakt zum Publikum sucht, präsentiert sich Andrea Berg vor ausverkaufter Kulisse. Die Musik, die Gestik wie auch die Worte zu ihren Anhängern, all das ist wohl geplant; ein Kalkül, das mitten ins Herz der Fangemeinde trifft.

Mit einem seltsamen, düsteren Intro begann die Show in der Bielefelder Stadthalle. Sphärische Chöre, zitternde Lichter, Nebelschwaden, und eine in Umrissen erkennbare Gestalt, die hinter einem wenig transparenten Vorhang steht. Erst nach dem Einsetzen beschwingter Beats präsentierte sich die in kappen, komplett schwarzem Outfit gekleidete Andrea Berg dem jubelnden Publikum. So, als hätte sie mit aller Nachdrücklichkeit suggerieren wollen, dass Schlager alles andere als altbacken ist, sondern frisch, und ganz modern.
Passend zum forschen Sound blendete Andrea Berg jegliche Gefühle komplett aus. »Die Gefühle haben Schweigepflicht.« Zunächst standen weniger solch schmerzhafte Gefühle wie Liebeskummer, Sehnsucht und Betrug im Vordergrund, als vielmehr die Freude über ihr Dasein als Schlager-Star.
Mit einem freundlichen »Kuckuck« begrüßte sie naiv ihre Fan-Schar. Gerade ihre Anhänger waren dann für die Sängerin auch Anlass zu besonderer Freude; immerhin vor einer ausverkauften Kulisse schwelgte Andrea Berg wie eine Schneekönigin über ihren Erfolg.
Als echte Plaudertasche präsentierte sich die Schlagersängerin zwischen den einzelnen Songs. Doch leider wirkten die als Überleitungen gedachten Ansagen etwas zu sehr konstruiert, oder mit böser Zunge gesprochen; auswendig gelernt. Die Lieder schließlich wirkten wie Nummern, die vermeintlich so austauschbar waren, dass sie in Vergessenheit hätten geraten können. Wären da nicht die vielen Menschen gewesen, die nahezu jeden Titel der so erfolgreichen Sängerin mitsingen konnten.
Irgendetwas muss an dieser Frau dran sein, dass sich die Charts mit derartigen Kompositionen in regelmäßigen Abstand knacken lassen. Was auch immer es ist, es scheint das gleiche Prinzip dahinter zu stecken, das auch jemanden wie Dieter Bohlen groß gemacht hat. Und tatsächlich, hört man einmal ganz genau hin, entdeckte man auch an diesem Abend in der Bielefelder Stadthalle Akkorde, die auch bei Herrn Bohlen Anwendung zu finden scheinen.
Letztlich war es insbesondere der Gassenhauer »Ich hab dich tausendmal belogen«, der das Publikum förmlich von den Stühlen riss. Ansonsten handelte es sich um eine durchgeplante Präsentation, die insbesondere durch ihre fehlende Variabilität bestach.
Die Texte, zu allgemein, als dass sie wirklich hätten berühren können, schmiegten sich passend dem Rest der Darbietung an. Und so war es ein fröhlicher Abend voll eingängiger Melodien, dafür aber mit viel Spaß an der Freud. Ein echter Schlager-Abend also.

Artikel vom 23.10.2004