23.10.2004 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Besonders in Räumlichkeiten wie Ställen, in denen die Brandgefahr groß war, wurden solche Laternen benutzt. Die offene Kerzenflamme war hinter Glas abgeschirmt.

Ab ins Museum - damit
jedem ein Licht aufgeht

Lampen, Leuchten und Laternen in der Osthusschule

Von Annemargret Ohlig
(Text und Fotos)
Senne (oh). Das Senner Museum Osthusschule braucht sein Licht fürwahr nicht unter den Scheffel zu stellen. Besonders zur Zeit nicht. Bis zum 1. Dezember ist nämlich im Eingangsbereich des historischen Gebäudes an der Friedrichsdorfer Straße 100 eine der Jahreszeit angemessene Ausstellung zu sehen. Das Thema: »Lampen, Leuchten und Laternen«

Insgesamt etwa 50 Exponate aus dem 18. bis 20. Jahrhundert haben Ortsheimatpfleger Hans Schumacher und seine Frau Heide zusammengetragen. Sie geben damit einen erleuchtenden Ein- und Überblick in eine Zeit, in der die Elektrizität entweder noch nicht erfunden oder in ländlichen Gebieten noch nicht vorhanden war.
Ob Stalllaterne oder das berühmte »Darmol-Licht« für den nächtlichen Gang zur Toilette, ob wertvoller Zierleuchter aus Messing oder die mehr nützliche als schmückende Karbidlampe - die Sammlung lässt einem ein Licht aufgehen: Die gute alte Zeit war, was die Beleuchtung in Haus und Hof anbelangte, so großartig nun wieder nicht und zudem oft noch sehr gefährlich.
Älteste Stück der Ausstellung - und nicht nur dadurch aus dem Rahmen fallend - ist eine kleine römische Öllampe aus Ton, die spätestens im Jahr 79 nach Christi hergestellt worden ist. Diese relativ genaue Datierung kann wegen ihres Fundortes vorgenommen werden: Pompeji. Vor genau 1925 Jahren wurde nämlich die Stadt am Fuße des Vesuvs beim Ausbruch des Vulkans unter einer sieben Meter hohen Schicht aus Lava und Asche begraben.
»Ein inzwischen verstorbener, bekannter Senner Bürger hat die kleine Lampe um 1920 auf dem Ausgrabungsgelände von Pompeji entdeckt«, erzählt der Ortsheimatpfleger. Die Eltern des jungen Mannes hatte ihrem Sohn zum bestandenen Abitur damals eine Italienreise geschenkt. »Und der junge Finder hat dann die kleine Öllampe, von denen es sicherlich eine Vielzahl in Pompeji gab, eingesteckt und als illegales Souvenir mit nach Hause genommen. So kam die Lampe in die Senne«, sagt Schumacher.
In die Lampen-»Abteilung« gehören aber auch die Mitte des 19. Jahrhunderts aus Zinn und Messing gefertigten Öllampen, die die deutschen Wohnstuben des Abends erhellten - und oft auch den entsprechenden unangenehmen Geruch nach Rüböl oder Petroleum verbreiteten. »Sie waren neben Kerze und Talglicht damals die Hauptbeleuchtung«, erklärt der Ortsheimatpfleger.
Von schlicht bis auswändig in Material und Ausstattung reicht die Palette dieser gezeigten Stücke. Manche haben nur einen schmucklosen Schaft mit dem Behälter für die Brennflüssigkeit und einen schlichten Glaszylinder. Manche dagegen einen aufwendigen Porzellan- oder Majolika-Behälter und Bronze-Fuß sowie einem Glasschirm
Leicht in der Sammlung zu übersehen - weil recht klein - ist das so genannte Minutenlicht aus Silber. Schumacher: »Es ist ein Nachtlicht, dass man mit aufs Zimmer nahm. Der Docht wurde nur wenig aus dem kleinen Behälter gezogen. Denn dieses Licht sollte ja nur kurze Zeit brennen.«
Wenig attraktiv - »inzwischen aber nur noch schwer zu bekommen« - ist dagegen ein Exponat, dass unzähligen Abbildungen einen humoristischen Aspekt gibt: das »Darmol-Licht«. Der profane emaillierte Kerzenleuchter, meist gehörig abgestoßen, wies nächtens den »Menschen in Not« den rechten Weg vom Bett zur Toilette.
Die Ausstellung im Museum Osthusschule ist immer dienstags von 15 bis 19 Uhr geöffnet - außerdem für Gruppen auch zu anderen Zeiten auf telefonische Anfrage unter 05209/2783.

Artikel vom 23.10.2004