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Drei Fahrscheinprüfer
bei Kontrollen verletzt

Weniger Schwarzfahrer, aber Gewalttätigkeit nimmt zu

Bielefeld (hz). In Stadtbahnen und Omnibussen geht es immer gewalttätiger zu. Allein vergangene Woche sind drei Fahrscheinprüfer der Stadtwerke-Verkehrsbetriebe »moBiel« bei Kontrollen von »Schwarzfahrern« schwer verletzt worden.

Wie Stadtwerke-Sprecher Wolfgang König auf Anfrage bestätigte, seien vergangenen Montag nach einem Angriff in der Stadtbahnlinie 2 sogar sieben Polizisten notwendig gewesen, um einen Angreifer ohne gültigen Fahrschein zu bändigen und von der Haltestelle Stadtheider Straße abzuführen. Zuvor hatte der »Schwarzfahrer«, um sich der Kontrolle zu entziehen, einen Kontrolleur vier Mal in den Arm gebissen und einen anderen mit seinem Kopf einen heftigen Stoß ins Gesicht versetzt.
Nur 24 Stunden später kam es dann wieder auf der Linie 2 in Fahrtrichtung Baumheide zu einem weiteren Vorfall, bei dem ein Fahrscheinprüfer der »moBiel«-Service-Gesellschaft (MSG) sogar ins Krankenhaus eingeliefert werden musste.
Tatort war dieses Mal die Haltestelle Seidenstickerstraße. Ein Stadtbahn-Passagier, der kein korrekt abgestempeltes Ticket vorzeigen konnte, hatte sich nach den Worten von Stadtwerke-Sprecher Wolfgang König zunächst sehr kooperativ gezeigt: »Er nannte bereitwillig seinen angeblichen Namen, wühlte sogar in den Taschen nach Kleingeld, um zu bezahlen.«
Als der »Schwarzfahrer« jedoch seinen Ausweis vorzeigen wollte, sprang er an der Haltestelle Seidenstickerstraße aus der Bahn. Einen Kontrolleur, der ihn festhalten wollte, streckte der Täter mit einem Faustschlag ins Gesicht nieder und flüchtete. Dabei wurde der Fahrscheinprüfer so schwer verletzt, dass er von einer Rettungswagenbesatzung in das Johannes-Krankenhaus gebracht werden musste.
Diese Attacken in der vergangenen Woche, heißt es aus den Kreisen der »moBiel«-Kontrolleure, seien keine Einzelfälle: »Die Gewaltbereitschaft, besonders in den Stadtbahnen, ist gestiegen«. Vor allem bei Fahrten in Bielefelder Problemgebiete wie Baumheide, Stieghorst oder Senne komme es immer öfter zu Übergriffen.
»Die Gewaltbereitschaft ist ein generelles gesellschaftliches Problem. Es sind traurige Zeiten«, lautet das Fazit von Stadtwerke-Sprecher König. Seinen Angaben zufolge würden die »Schwarzfahrer« unter den jährlich etwa 37 Millionen Passagieren in Bussen und Stadtbahnen den Verkehrsbetrieben um die 500 000 Euro Verlust bescheren.
Allerdings sei die Quote der Fahrgäste ohne gültiges Ticket von früher sechs auf jetzt nur noch 2,5 Prozent gesunken. Grund dafür: In den »moBiel«-Omnibussen heißt es bekanntlich seit geraumer Zeit »Vorne (beim Fahrer) einsteigen, hinten aussteigen«.

Artikel vom 25.10.2004