22.10.2004 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Zwölf Stunden an der Theke

»Turnier der Weltmeister«: Frauenhandball-Nationalteam in Verl

Von Dirk Heidemann
und Wolfgang Wotke (Foto)
Halle/Verl (WB). Die Rattenfängerhalle in Hameln, Heimstätte des Ex-Bundesligisten SG - in Handball-Deutschland ein Begriff. Die Lipperlandhalle in Lemgo, Heimstätte des Topklubs TBV - in Handball-Deutschland ein Begriff, Aber die Sporthalle Verl an der St. Anna-Straße? Horst Bredemeier, Vizepräsident des DHB, beißt in sein Käsebrötchen und überlegt.

»Na klar, mit der zweiten oder dritten Mannschaft von GWD Minden haben wir da schon mal gespielt«, versichert »Hotti«, während Andreas Guntermann etwas zweifelnd mit der Stirn runzelt. Guntermann, 1. Vorsitzender der Handballabteilung des TV Verl, hat sich gemeinsam mit Andreas Althoff (Teammanager der Verler Damen) auf den Weg in das Sportpark Hotel von Gerhard Weber nach Halle gemacht. Der Modeunternehmer ist neuerdings Hauptsponsor der deutschen Frauenhandball-Nationalmannschaft und hat die Damen in edlen Ausgehstoff gekleidet.
Die Verler Delegation nimmt im Konferenzraum in den hinteren Regionen Platz, vorne haben Bredemeier und Bundestrainer Ekke Hoffmann das Wort. Im Vier-Länder-Turnier der Auswahlmannschaften aus Deutschland, Norwegen, Frankreich und Russland ist Verl am morgigen Samstag die zweite Station in der dreiteiligen Serie - eben neben Hameln und Lemgo.
»Ursprünglich sollte dieses Turnier für uns eine Standortbestimmung im Hinblick auf die Europameisterschaft im Dezember in Ungarn sein. Aber nachdem uns mit Nadine Krause und Nicola Pietsch zwei Stammspielerinnen verletzt fehlen werden, geht es nun darum, Alternativen im Abwehrbereich sowie im linken Rückraum zu testen«, klagt Hoffmann, der den seit Sonntag in Blomberg laufenden Lehrgang nun auch nicht dazu nutzen kann, seine Mannschaft im individuellen und gruppentaktischen Bereich zu schulen.
Nach der verpassten Olympiateilnahme blickt der Coach der international nur noch zweitklassigen deutschen Handballerinnen den Duellen im »Turnier der Weltmeister« (Deutschland ist mit vier Erfolgen immer noch Rekord-Titelträger) skeptisch entgegen: »Wir sind eindeutig nicht in der Favoritenrolle. Es stellt sich viel mehr die Frage: Wie kommen wir an das Niveau der Gegner heran und können wir mithalten?«
In Verl laufen derweil die letzten Planungen auf Hochtouren. »Die Mosaiksteine haben wir, jetzt müssen sie nur noch zusammengefügt werden«, berichtet Guntermann, der binnen kürzester Zeit einen Helferstab von etwa 45 Personen gewinnen konnte. Dass Verl überhaupt Austragungsort dieses Events ist, hat der TVV dem guten Draht von Andreas Althoff zu DHB-Manager Harald Wallbaum zu verdanken - beide machten einst schon in Blomberg gemeinsame (Funktionärs-)Sache.
Jetzt wirbelt Althoff in Verl. Das in Eigenregie erstellte Heft zur Veranstaltung kostete den Teammanager sowie Maria Josipovic und Miriam Geschwandtner von der Verler Damenmannschaft so manch schlaflose Stunde. Die letzte Sitzung endete erst morgens um 6.30 Uhr. Doch die partyerfahrenen TVV-Ladies kennen eben keine Müdigkeit. Der beste Beweis: Die 12-Stunden-Schicht im Thekendienst wickeln die Landwehr-Mädels im Alleingang ab.
Karten zum Preis von 15 Euro und acht Euro (ermäßigt) sind noch an der Tageskasse erhältlich.

Artikel vom 22.10.2004